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Treffer mit Ansage

Beim 1:0-Sieg in der Champions League gegen Spartak Moskau überzeugt Bayern München sowohl spielerisch als auch durch seine Beharrlichkeit

aus München GERALD KLEFFMANN

Man musste Uli Hoeneß nur ins Gesicht schauen. Da war wieder dieses Grinsen, dieses selbstzufriedene, innige Grinsen, das der Manager des FC Bayern München immer dann zeigt, wenn sein Verein prickelnde Erfolge zu verzeichnen hat. Am Dienstagabend war es das 1:0 in der Champions-League-Zwischenrunde gegen Spartak Moskau, nach dem Hoeneß sich bestens gelaunt vor die Presse stellte und sprach: „Wir haben sehr gut gespielt.“ Vielmehr sagte er nicht, aber das war auch nicht nötig. Man musste ihn bloß anschauen.

Die Bayern haben derzeit einen Lauf: In diesem Jahr bisher alle Spiele gewonnen, die meisten sogar überzeugend. „Wir haben einen Lauf“, bestätigte nun auch Trainer Ottmar Hitzfeld ungewohnt offen und hofft, dass das noch eine Weile so anhält. Vielleicht tut es das, zumindest dann, wenn die Münchner weiter so spielen wie in der ersten Halbzeit gegen Moskau. „Das war nahezu perfekt“, fand nämlich Kapitän Stefan Effenberg und hatte mit dieser Analyse Recht, was ein kleiner Auszug schusskräftiger Bayern-Chancen beweist: 10. Minute Jeremies aus 25 m, 13. Minute Effenberg aus 25 m, 15. Minute Scholl aus 18 m, 18. Elber aus 8 m, 24. Minute Effenberg aus 18 m. In diesem Rhythmus ging es weiter, die Moskauer kombinierten technisch zwar durchaus nett, aber ungefährlich. Die beste Möglichkeit hatte Elber, als er aus 20 Metern per Schlenzer den rechten Innenpfosten traf. Und als auch dieser Ball keinen verdienten Jubelschrei zuließ, wähnte man sich bei einem jener Spiele, bei dem die überlegene Mannschaft am Ende als unterlegene vom Platz schleichen.

Dass die Bayern selbst solche Partien gewinnen, beweist ihre momentane Stärke. Unbeirrbar wie Helmut Kohl im Untersuchungsausschuss ziehen sie ihr Ding durch. Nur: Woher kommt dieses unerschütterliche Selbstbewusstsein? Waren die Bayern vor der Winterpause nicht auf dem besten Wege, voller Lethargie und Ideenlosigkeit in eine Saison der Enttäuschung zu versinken? Wahrscheinlich hat es etwas mit Effenberg zu tun. Sehr wahrscheinlich sogar. „Wer beim FC Bayern spielt“, hat der einmal gesagt, „muss immer gewinnen wollen und nie daran zweifeln.“ Nach dem Spartak-Spiel sagte Effenberg: „Wir haben immer an den Sieg geglaubt.“ Vor allem er hat es getan, und dieser Gedanke hat sich dann wohl auf die Mannschaft übertragen.

Dass es so gewesen sein muss, lassen Fakten erahnen: Vor der Winterpause war Effenberg monatelang verletzt – und die Münchner dümpelten dahin. Seitdem er wieder fit ist, zeigt der FC Bayern wieder Siegermentalität. Dazu ein Beispiel vom Dienstag? „In der Pause“, witzelte Torwart Kahn später, „haben wir gesagt: Gut, dann machen wir das Tor in der 80. Minute.“ Gut, das Tor fiel eine Minute zu früh; Elber staubte nach einem Einwurf von Lizarazu per Kopf aus fünf Metern ab. Aber wer will schon so kleinlich sein?

Trainer Hitzfeld bestimmt nicht. Von einem „großen Schritt“ in Richtung Viertelfinale sprach er und ärgerte sich auch nicht, dass Libero Jeremies gelb gesperrt beim Rückspiel in einer Woche fehlt. Jeremies selbst kann sich darüber freuen: Für die Partie in Moskau haben die Wetterfrösche Schneefall und zehn Grad minus angekündigt.

Bayern München: Kahn - Jeremies - Kuffour, Linke - Salihamidzic, Fink, Effenberg (90. Tarnat), Lizarazu - Sergio (65. Jancker), Elber, Scholl (83. Sagnol) Spartak Moskau: Filimonow - Tchuise, Mitrewski, Ananko, Kowtun - Baranow, Titow, Bulatow, Robson - Marcao (72. Besrodny), IrismetowZuschauer: 31.000; Tor: Elber (79.)

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