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El Salvador kommt nicht zur Ruhe

Einen Monat nach der Katastrophe vom 13. Januar zerstört jetzt ein neues Erdbeben das Zentrum des Landes und fordert mindestens weitere 237 Tote und 1.695 Verletzte. Die Regierung reagiert schneller und fordert wieder internationale Nothilfe

aus San Salvador TONI KEPPELER

Auf den Tag genau einen Monat nach dem schweren Erdbeben vom 13. Januar hat in El Salvador die Erde erneut gezittert. Kurz vor halb neun Uhr Ortszeit am Morgen erschütterte nach Angaben des nationalen Notstandskomitees ein Beben der Stärke 6,1 auf der Richterskala das zentralamerikanische Land. 24 Stunden später waren 237 Todesopfer und 1.695 Verletzte gezählt. Weitere Opfer waren noch unter den Trümmern ihrer Häuser verschüttet. Ein Regierungssprecher sagte, die Zahl der Toten könne noch erheblich ansteigen.

Besonders betroffen waren die zentralen Provinzen San Vicente, La Páz und Cuscatlán. Dort stürzten nach ersten Schätzungen mindestens 20.000 Gebäude ein. In einigen Dörfern sollen bis zu 80 Prozent der Häuser nur noch Ruinen sein. Viele Gemeinden sind wegen Erdrutschen auf dem Landweg nicht zu erreichen. Am fast völlig entwaldeten Vulkan Chincontepeque nahe der Provinzhauptstadt San Vicente öffnete sich beim Beben ein riesiger Spalt. Geologen befürchten weitere Erdrutsche.

Die Stadt Santa Tecla, wo am 13. Januar bei einem Erdrutsch mehrere hundert Menschen ums Leben kamen, wurde diesmal nur wenig betroffen. In der gefährdeten Gegend gab es nur kleinere Erdrutsche. Beim Einsturz bereits beschädigter Häuser starben mindestens zwei Menschen. Im Dorf Candelaria, 25 Kilometer weiter östlich, wurden 40 Schüler unter den Trümmern ihrer Schule begraben. Mindestens 15 starben.

Präsident Francisco Flores rief die internationale Gemeinschaft zu Nothilfe auf. Man brauche medizinisches Personal, Feldlazarette, Trinkwasser und Räumgerät. Die Schulen wurden geschlossen, bis die Gebäude auf Schäden untersucht wurden. Auch Krankenhäuser wurden evakuiert. Patienten werden zum Teil auf der Straße behandelt. Der internationale Flughafen wurde für mehrere Stunden wegen Gebäudeschäden geschlossen. In mehreren Regionen brachen die Telefonverbindungen zusammen. Die meisten der knapp zwei Millionen Einwohner des Großraums San Salvador sind ohne Trinkwasser.

Anders als nach dem Beben vom 13. Januar reagierte diesmal die Regierung schnell. Eine knappe halbe Stunde später starteten die ersten Armeehubschrauber, um ein erstes Bild der Zerstörungen zu erheben. Im Laufe des Tages wurden Dutzende Schwerverletzte ins Militärhospital nach San Salvador geflogen und von dort in andere Krankenhäuser verteilt. Vor einem Monat hatte es zum Teil mehrere Tage gedauert, bis in der Hauptstadt bekannt war, welche Dörfer im Hinterland zerstört worden waren. Erste Hilfe kam oft erst nach mehr als einer Woche an.

In diesem Punkt zumindest hat die Regierung gelernt. In einem anderen aber blieb Präsident Flores hart: Der Wiederaufbau des Landes nach den nun zwei Katastrophen sei allein Sache der Regierung. Die Opposition der ehemaligen Guerilla der FMLN werde, obwohl stärkste Partei im Parlament, bei Ausarbeitung der Aufbaupläne nicht berücksichtigt. FMLN-Generalsekretär Fabio Castillo hatte eine Zusammenarbeit angeboten.

Das Beben vom 13. Januar hatte eine Stärke von 7,6 auf der Richterskala. Nach offiziellen Angaben starben 844 Menschen. Dazu kommen über 1.500 Vermisste. Damals wurden 280.000 Gebäude zerstört und mindestens eine halbe Million Menschen obdachlos.

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