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die zielgruppe

Das Splitting-Problem

In Deutschland leben mehr als sieben Millionen Kinder unter 12 Jahren. Das wäre – zusammen mit den sie begleitenden Eltern – zwar eine angemessen große Zielgruppe, aber leider ist die Hälfte unter fünf und damit kein potenzielles Kinopublikum. Außerdem gefällt einem Fünfjährigen leider nicht dasselbe wie einer Elfjährigen.

Man geht von zwei, jeweils 1,75 Millionen starken Zielgruppen aus: von fünf bis acht und von neun bis zwölf Jahren. Ein Film wie „Emil und die Detektive“, der 9,5 Millionen Mark kostet, brauchte aber fast zwei Millionen Zuschauer, um refinanziert zu werden. Die anvisierte Zielgruppe müsste also komplett im Kino erscheinen und am besten noch die Großeltern mitbringen.

Das heißt: Kinderfilme sind ohne Fernsehen und Filmförderung auch in nächster Zeit nicht finanzierbar. Zu „Emil“ haben das ZDF und verschiedene Förderanstalten beigetragen. Deutsche Kinderfilme allerdings, die nicht auf einen so bekannten Autorennamen wie Erich Kästner oder Astrid Lindgren bauen können, dürfen selbst im Idealfall nicht mehr als eine halbe Million Zuschauer erwarten. Dann sind aber nicht mehr als drei Millionen Mark Budget drin, und das schränkt die möglichen Stoffe ein. Die bei Kindern sehr beliebten Fantasy-Abenteuer zum Beispiel sind mit einem solchen Budget ebenso wenig zu realisieren wie Historisches. So suchen die Produzenten ihr Heil in eingeführten Marken: Demnächst kommt mal wieder eine Neuverfilmung von „Heidi“ ins Kino.

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