: Evan Dando lebt – und Elvis auch
■ Grünspan: Lemonheads Evan Dando nahm Freitag sein Publikum ein wie eh und je
Erst einmal gabs ein paar lange Gesichter im Grünspan: Enttäuscht wurden diejenigen, die sich auf den überall angekündigten Singer-Songwriter Ben Lee gefreut hatten, den „Breathing Tornado“ aus Aus-tralien, der Evan Dando bisher auf seiner Tour begleitet hat. Statt Lee bot das Duo Tobacco ein paar schöne Lieder. Kaum waren die beiden weg, kam ein Barkeeper und garnierte den alten Holzstuhl auf der Bühne mit drei frischen Tequilas.
Und plötzlich war die Erwartung des nach vorn drängelnden Publikums spürbar. Evan Dando! Der alte Haudegen! Ein Held der frühen 90er Jahre – mehr wegen seiner Drogengeschichten und seiner magischen Anziehungskraft auf Frauen. Sogar die Spex rätselte, ob er mit Juliana Hatfield, seiner Songwriting-Partnerin, mit der er inzwischen wieder zusammenspielt, etwas hatte oder nicht. Und erst sein Auftritt in England im Blümchenkleid mit Zöpfen, uuh! Er war so berühmt, er begleitete Supermodels und durfte im Generation X-Vehikel Reality Bites und in Heavy sogar „schauspielern“.
Die Internet-Suchmaschine findet unter seinem Namen circa 80 Websites, das geht vom Cocktail-Rezept „Bitter Evan“ über Gedichte und Anbetungen („Evan Dando is the sexiest man in the universe. His hair is soft, beautiful and long. He looks good naked“) bis zu Evans Rezept für eine „Morning Noonan Knight Sauce“ für Vanilleeis. Nun denn.
Evan Dando kommt mit seiner Halbakustik-Gitarre auf die Bühne, braune Cordhose, schwarzes Shirt mit Los Bombers-Aufdruck, halblange Haare, seinem Millimetergrinsen im Gesicht und rockt los. „It's a Shame About Ray“ ist das erste Stück – und, hey, es ist wie früher: Evan bezirzt sein Publikum sofort. Er hetzt die Songs hintereinander weg, allesamt von den letzten vier Platten. Außer bei den neuen Stücken singt das Publikum vorn jede Zeile mit.
Evan Dando ist noch immer todcool, spielt freudig seinen Stiefel, tritt seine Pedals, spielt noch ein paar Lemonheads-Hits, kippt zwei von den Tequilas und verschwindet. Der Applaus ist riesig. Natürlich kommt er nochmal wieder, bedankt sich artig und spielt auf speziellen Wunsch nochmal eins der tollen neuen Stücke und drei Cover-Versionen, eine davon ein (der Autorin unbekanntes) Elvis-Stück, denn Evan Dando kann natürlich auch noch singen wie The King. Frenetischer Applaus begleitet ihn von der Bühne. Bleibt nur zu warten auf die angeblich Mitte des Jahres auf einem australischen Label erscheinende Solo-Platte, die neue Songs und Cover-Versionen enthalten und Is the Grass All Wine-coloured heißen soll. Barbara Schulz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen