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Die Metzger Ihres Misstrauens

Fünf falsch etikettierte Wurstwaren in Hamburg nachgewiesen  ■ Von Sven-Michael Veit

In Hamburger Würsten, weiß Gesundheitssenatorin Karin Roth (SPD) zu berichten, „ist fast immer drin, was drauf steht“ – wie beruhigend. Die wenigen Falschetikettierer würden locker an jeder parlamentarischen Fünf-Prozent-Hürde scheitern: Nur in fünf von 110 Wurstwaren, die seit dem 22. Januar im Hamburger Hygiene-Institut auf ihren Inhalt überprüft wurden, war Rindfleisch zu finden, das da nicht rein gehörte.

„Jeder Fall von Verbrauchertäuschung ist ein Fall zuviel“, findet Roth dennoch und lässt Worten Taten vorauseilen. In drei Fällen hätten die jeweils zuständigen Bezirksämter Strafanzeigen wegen des Verdachts auf vorsätzliche Verletzung des Lebensmitelrechts erstattet, in einem weiteren Fall wird eine Anzeige noch geprüft. Nummer fünf wurde an die Behörden in Schleswig-Holstein weitergeleitet, da der Hersteller aus diesem Land stammt.

Wenig beruhigend mutet die Tatsache an, dass sämtliche Missetäter keine Großfabriken sind. Verstecktes Rindfleisch wurde gefunden in Eigenprodukten der zuletzt vielbeschworenen „Metzger Ihres Vertrauens an der Ecke“. Die Billstedter Schlachterei Kühl steht mit Frikadellen und gebrühten Bratwürs-ten aus eigener Herstellung gleich zweimal auf der Schwarzen Liste der Gesundheitsbehörde (nachzulesen im Internet unter www.hamburg.de/bags). Je einmal erwischt wurden zwei Eimsbüttler Betriebe: die Schlachterei Naumann (Currywurst) und die Ross-Schlachterei Klaus (Rossbratwurst). Ebenfalls nicht etikettiertes Rindfleisch enthielt die Damwildwurst eines schleswig-holsteinischen Kleinherstellers, der diese auf einem Hamburger Wochenmarkt feilbot. Sämtliche beanstandeten Waren seien, so die Behörde, beschlagnahmt worden.

Roth kündigte an, dass in der Hansestadt „auch weiterhin strenge Kontrollen durchgeführt“ würden. Ihrer Ansicht nach sei „der Verbraucherschutz höher zu bewerten als die Interessen einer Minderheit unredlicher oder nachlässiger Hersteller und Händler“. Das beruhigt ungemein.

Ebenfalls gilt dies für die Erkenntnis der Gesundheitsbehörde, dass zumindest seit Jahresanfang keine Schafe oder Schweine aus Großbritannien nach Hamburg eingeführt wurden.“ Die Hansestadt könne deshalb als frei von Maul- und Klauenseuche gelten. Damit dies so bleibe, wurden gestern die Passagiere der aus England kommenden Fähre „Admiral of Scandinavia“ von Zoll- und Veterinärbeamten auf unerwünschte Mitbringsel gefilzt. Einige Pfund Schinken und ein paar Liter Milch“ seien sichergestellt worden. Sie sollen verbrannt werden.

In Schleswig-Holstein hingegen wurden gestern 31 Zuchtschweine aus England auf einem Hof bei Flensburg entdeckt. Die Tiere waren am 11. Januar importiert worden. Bisher seien jedoch keine Anzeichen für die Maul- und Klauenseuche festzustellen. Der Betrieb wurde dennoch gesperrt.

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