american pie: Vancouver droht Verlust seines NBA-Teams
Graubären auf Wanderschaft
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Wer glaubt, dass die Kampagne „Rettet die Grizzlies“ eine Initiative zugunsten gefräßiger Graubären ist, täuscht sich gewaltig. Es geht vielmehr um das NBA-Team der Vancouver Grizzlies. Die Stadt im Westen Kanadas wird zwar allenthalben als ausgesprochen reizvoll gelobt, für die Etablierung eines Basketball-Unternehmens gilt dies jedoch nicht. Mindestens 40 Millionen US-Dollar Verlust wird das darbende NBA-Franchise in dieser Saison erwirtschaften, behauptet Besitzer Michael Heisley, der die Grizzlies im vergangenen Jahr für 150 Millionen erwarb. Dass Vancouver als Basketball-Hochburg ungeeignet ist, hat inzwischen sogar David Stern eingesehen. Nachdem der NBA-Commissioner vor einem Jahr noch den Verkauf des Teams nach St. Louis verhindert hatte, erteilte er Heisley jetzt die Genehmigung, einen neuen Standort zu suchen.
Die hohen Steuern, der schlechte Kurs des kanadischen Dollars und die mangelnde Begeisterung für ein Team, das seit seiner Gründung 1995 fast viermal so viele Niederlagen wie Siege gesammelt hat, trugen zum Niedergang bei. Trotzdem gibt es, wie im Vorjahr die Initiative „Wir lieben unsere Grizzlies“, auch jetzt Gruppen, die für den Verbleib des Teams kämpfen. Mutmaßlich vergebens. Morgen zur Deadline wird Heisley wohl einen neuen potenziellen Standort präsentieren, über den dann die anderen 28 Teambesitzer der NBA endgültig zu befinden haben. Favorit ist New Orleans, das sein Basketball-Team 1979 nach Salt Lake City abgeben musste. Die Stadt am Mississippi verfügt über eine neue Arena mit 18.500 Plätzen, aber keine Profisport-Mannschaft, welche diese füllt. Andere Interessenten sind St. Louis, Anaheim und Louisville/Kentucky. Das zunächst heiß gehandelte Las Vegas dürfte aus dem Rennen sein, da es in den Kasinos des Staates keine Basketballwetten mehr geben dürfte, wenn es in Nevada ein NBA-Team gibt. In Anaheim und St. Louis müssten die Basketballer ihre Einnahmen mit den in der gleichen Halle angesiedelten Eishockeyteams teilen, Louisville wiederum verfügt über keine neue, moderne Arena.
„Ich tendiere im Moment nirgends hin“, erklärte Heisley noch vor wenigen Tagen. Wenn alle Stricke reißen, kann er sich sogar vorstellen, die Grizzlies eine weitere Saison in Vancouver spielen zu lassen. Dann vermutlich ohne ihren Star Shareef Abdur-Rahim. Der will zu einem Team mit Meisterschaftschancen und hat auch Verständnis für Heisleys Umzugspläne: „Er macht nicht Geschäfte, um Geld zu verlieren.“
Ob, wenn schon nicht der Standort, wenigstens der Name gerettet werden kann, steht auf einem anderen Blatt. New Orleans Grizzlies klingt ohne Zweifel ein wenig bizarr. Vielleicht könnte ja ein kleiner Namenstausch Abhilfe schaffen. Louisiana bekommt seine alten New Orleans Jazz zurück und in Utah tummeln sich künftig Graubären. Save the Grizzlies!
MATTI LIESKE
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