: Australian art for beer
■ Keine akute Verbrennungsgefahr: Die Ausstellung „sunburn“ der Australischen Kunst-Off-Szene auf Kampnagel
There's no place like home – Australian for Art from Sydney. Mit dem Werk der Australischen Künstlerin Rebecca Neill lässt sich die Ausstellung sunburn – New art from Sydney passend umschreiben. Denn was da jetzt aus der Australischen Kunst-Off-Szene auf Kampnagel präsentiert wird, ist eher Blässe, denn eine Hautverbrennung ersten Grades („sunburn“).
Die geographische Abgeschiedenheit Australiens scheint dabei weder vor Beliebigkeit zu schützen, noch aufregende und innovative Entwicklungen zu begünstigen. Die Vielzahl der gezeigten Werke fällt jedenfalls etwas zu gemütlich und hausbacken aus. Die Videos, Malereien, Zeichnungen, Rauminstallationen, aber vor allem die dekorativen Tapeten und die Wandbemalung in der Ausstellung fügen sich nahtlos in den aktuellen Retro- und Behäbigkeitstrend: Simon Barney hat für Couch Action dramatische Katastrophenbilder und sorgenvolle Gesichter aus dem Fernseher abgemalt und versucht unsere medial-selektive Weltwahrnehmung zu entzaubern. Tony Schwensen stellt mit einer schwebenden Dosentelefon-Konstruktion die Erfindung des Internets nach.
Und mit Zuckerguss auf der Wand sucht Mishka Borowski (Careening) eine süße Allegorie auf Partnersuche und Liebeskarussel. Schließlich langweilt Chris Fortescues a malarial end sept quest mit der Karibikpalmen-Tapete meiner Eltern aus den Siebzigern.
Stephen Zepkes insgesamt sechsteilige Fotoserie von Hotels, Sonnenuntergängen und der Korkenzieherdildo-Auslage eines Schaufensters vermag da schon eher zu begeistern. Genauso wie Margaret Roberts Videoarbeit Cook East Cook West oder Elizabeth Pulies Malewitsch-Musterschnitt mit dem Titel Eastern Summer Time. Auf Gender- und (eher vage) politische Fragen spielen Chris Fortescue (Transcontinental Interiority) und Regina Walter (Still in love) an.
Jay Balbis über 400-teiliges Skizzenbuch Kirkebridge – ein Mix aus Blauem Reiter (aber ohne Pferde) und South Park – bildet eine der bemerkenswertesten Arbeiten der Kampnagel-Ausstellung. Seine Kinderzimmertapete aus klaren Strichen und Buntstiftwolken erzählt eine äußerst geheimnisvolle Geschichte von Annäherung an die Umwelt und Irritation.
Zur Ausstellungseröffnung gab es australischen Wein und eine Bauchfrei-Johnny-Rotten-Noiseand-Sound-Performance – einschließlich Gitarre-auf-den-Boden-Werfen. Wegen der zu hohen Mieten für Ateliers in Syndey müssen die KünstlerInnen dort derartige Experimente häufig auf dem Ausstellungs-Parkett austragen – hier hinterlassen sie jedoch nur den schalen Eindruck von Australian for Langeweile.
Christian T. Schön
bis 25. März, Kampnagel k3.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen