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Ein ans Herz gehender Artikel

betr.: „Das unverdiente Leid der Väter“, taz vom 24./25. 2. 01

Ein wirklich ans Herz rührender Artikel über die wahren Verlierer unserer Zeit. Eine wahrlich begründete Kampfansage eines Vertreters des männlichen Geschlechts im Namen des Gebärneids. [...] Frauen sind grausam und entweihen selbst die heiligsten Kühe. Solch bewegende Schicksale in Deutschland rühren sonnabends am Frühstückstisch zu Tränen und sollten nur mit einer entsprechenden Warnung versehen in der Zeitung erscheinen, zum Beispiel: „Vorsicht, Satire“. SUSANNE MEYSICK, Chemnitz

[...] Heute gibt es endlich die Männer, die sich um ihre Kinder kümmern möchten – was die Frauenbewegung immer gefordert hat.

Da stellen nicht wenige Mütter fest, dass die Kinder eine wirksame Waffe gegen liebevolle Väter sind. Vielleicht um tatsächliche oder vermeintliche Demütigungen zurückzuzahlen oder auch nur die eigene Macht auszuleben – auf Kosten der Kinder. [...]

JOACHIM BELL, Berlin

[...] Tatsächlich ist Familie das, was Kinder seit ewigen Zeiten und überall auf der Welt wissen: Mama, Papa, Onkel, Tanten, Großeltern usw., ob getrennt lebend oder nicht. Die vielen kleinen Trennungswaisen sind nicht nur amputiert vom Vater, sondern auch von dessen gesamter Familie. Darüber können viele Großeltern ein Lied singen. Sie haben kein originäres Umgangsrecht. Diesen Teil der Familie hat der Gesetzgeber glatt vergessen.

Das einzig Richtige ist konsequenterweise die ersatzlose Streichung des § 1671 BGB, um ein gemeinsames Sorgerecht (die gemeinsame elterliche Verantwortung) in jedem Fall ohne Wenn und Aber zu erreichen. Niemand hätte mehr das Recht das alleinige Sorgerecht zu beantragen. Auch das leidige Thema mit dem Aufenthaltsbestimmungsrecht hätte ein Ende. Wo ein Kind gefährdet ist, da haben wir ja immer noch den § 1666 BGB. [...]

ARMIN EMRICH, Berlin

[...] Dass viele Väter heutzutage gezwungen sind, vor Gericht dafür zu streiten, ihre Kinder betreuen zu dürfen, hat doch nichts mit richtig verstandener Emanzipation der Frau zu tun. Dass väterliche Elternpflichten nach einer Trennung heute von Frauenverbänden auf den unsäglichen Begriff der „Zahlungsmoral“ reduziert und zurechtgestutzt werden, kann doch nicht im Interesse von Frauen und Müttern liegen. GERD VATHAUER, Lingen

[...] Der eigentliche Knackpunkt wird überhaupt nicht berührt: dass zumindest 90 Prozent von sich trennenden Elternpaaren es nicht schaffen, ihre Kinder aus dem Elternkonflikt herauszuhalten, sondern im Gegenteil die Kinder im Konflikt instrumentalisieren: Woran liegt das, wie wäre es zu ändern?

Lobbyistenartikel, wie der von Köpf, führen da nicht weiter. [...] Da würde ich Artikel erwarten, die mir eine neue Seh- und Denkweise aufschließen, nicht einseitigen Mist, der durch ebenso einseitigen Mist der Gegenseite locker kompensierbar ist.

FRANZ SCHUHWERK, Regensburg

[...] Oft gelingt es auch sensiblen und gebildeten Erwachsenen nicht, sich ihrer Elternverantwortung zu stellen. In Konflikten geht es manchmal eher um Macht, Geld und Würde als um das Wohl des Kindes. Der polemisierende, sich auf selektiv beschriebene Einzelbeispiele beziehende Unterton des Beitrags dient vielleicht der Kampfbereitschaft weniger Väter, die eine positive Gefühlsbindung zu dem Subjekt ihrer Begierde haben, zur Lösung trägt er nicht bei.

Die suggerierte strukturelle Benachteiligung und Ungleichbehandlung der aufbrechenden Väter kann ich nicht erkennen. Die Verletzungen zwischen Menschen, die gemeinsam ein Kind gezeugt haben und sich dann trennen, sind nicht nur politisch, finanziell und rechtlich zu klären. Gespräch, personenbezogene Bildung, Beratung, ggf. Therapie geben wenigstens die Möglichkeit zum Verstehen der eigenen Person, der Beziehungsgeschichte und damit die Chance, es der ehemaligen Geliebten, dem Kind und letztlich sich selbst gut gehen zu lassen.

ROLF SCHEYER, Köln

Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die erscheinenden LeserInnenbriefe geben nicht notwendigeweise die Meinung der taz wieder.

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