Die Euphorie kehrt wieder

Mit dem in großartiger Manier herausgespielten 79:71-Erfolg gegen Europas Champion Panathinaikos Athen knüpfen die Basketballer von Alba Berlin an glorreiche Zeiten an

Zwar waren es nicht 8.000, sondern nur 5.367 Zuschauer, die am Ende aufstanden und den Spielern von Alba Berlin begeistert zujubelten, die stürmischen Ovationen erinnerten dennoch stark an lange vermisste Europaliga-Euphorie in der Max-Schmeling-Halle. Mit 79:71 hatten die Berliner Basketballer in der Suproleague gegen Panathinaikos Athen gewonnen und sich damit bereits für das Achtelfinale qualifiziert. Doch Letzteres schien an diesem Donnerstagabend eher nebensächlich – was zählte, war der an einstige große Siege gegen Kinder Bologna, den FC Barcelona oder Olympiakos Piräus gemahnende Triumph gegen „die beste Basketball-Mannschaft Europas“, wie die Athener nicht nur von Alba-Kapitän Henrik Rödl genannt wurden.

Als sich im letzten Sommer die Spaltung des europäischen Basketballs in die Suproleague des Weltverbandes Fiba und die privat organisierte Uleb abzeichnete, war es von existenzieller Bedeutung für die Suproleague, dass es der Fiba gelang, Panathinaikos in letzter Sekunde auf seine Seite zu ziehen. Die Griechen hatten gerade die alte Europaliga gewonnen und waren das einzige der reichen und renommierten südeuropäischen Teams, das nicht der Uleb beitrat. Logisch, dass die Athener als die großen Favoriten in die neue Saison gingen. Wie süß der Erfolg gegen diese Supermannschaft mit ihren jugoslawischen Stars Dejan Bodiroga und Zeljko Rebraca schmeckte, war den Alba-Spielern noch lange nach Spielschluss am verzückten Lächeln abzulesen, das sich immer wieder in ihre Gesichtszüge schlich.

Überaus säuerlich blickte hingegen Panathinaikos-Coach Zeljko Obradovic drein. „Es hat die Mannschaft gewonnen, die den größeren Siegeswillen hatte“, bemühte der Jugoslawe eine gängige Floskel, die in diesem Fall aber vom Gegner gern bestätigt wurde. „Wir wollten sie schlagen, zu jeder Zeit“, sagte Jörg Lütcke, das Team habe „mit wahnsinnig viel Herz gespielt“, fand der starke Spielmacher Derrick Phelps. Dies zeigte sich vor allem in der Reboundstatistik, welche die Berliner gegen Rebraca und Co. mit 38:26 für sich entschieden, und am Einsatz von Wendell Alexis. Der spielte wegen einer Rückenverletzung unter Schmerzen, kämpfte aber so inbrünstig, dass er am Ende nicht mal mehr Kraft zur Ehrenrunde fand.

„Das war einer dieser speziellen Siege in der Suproleague, der uns viel Selbstvertrauen gibt“, freute sich Henrik Rödl. Äußerst angetan war auch Emir Mutapcic. „Wenn wir so als Team spielen“, sagte der Alba-Coach, „haben wir eine große Chance, für eine Überraschung zu sorgen.“ Lieber als der Sieg gegen Panathinaikos wäre es ihm allerdings gewesen, wenn Alba die Heimspiele gegen Split oder Istanbul gewonnen hätte, behauptete Mutapcic, weil das eine bessere Platzierung in der Gruppe A bedeuten würde. Das Strahlen, das in seinem Gesicht festgemeißelt schien, strafte den Coach jedoch deutlich Lügen. MATTI LIESKE