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The Sky was the limit

Zum 70. Geburtstag nächste Woche wollte sich Rupert Murdoch eigentlich ein weltumspannendes Satelliten-Fernsehnetz schenken. Doch jetzt könnte ausgerechnet der Autohersteller General Motors dafür sorgen, dass das Fest ins Wasser fällt

von STEFFEN GRIMBERG

Wäre es nicht eine bestechende Idee für ein TV-Unternehmen, wenn es seine Programmware mittels Satellit in alle Länder der Erde senden könnte, je nach Geschmack und Nachfrage portioniert in verschiedene Sender –und natürlich als Pay-TV gegen Bezahlung?

Bis Ende Februar sah alles so einfach aus: Rupert Murdoch kauft die US-amerikanische Satelliten-Plattform DirecTV, nimmt sie in seine internationales TV-Geflecht auf – und zeigt der Welt rechtzeitig zum 70. Geburtstag in der kommenden Woche noch einmal, wer der einzig wahre globale Medienmogul ist: DirecTV und seine rund 10 Millionen zahlenden Kunden sind das letzte große Puzzle-Teil für das erste weltweite Pay-TV-Sendernetz der Erde.

Deal auf der Kippe

Star TV in Asien, BSkyB in Europa, Sky Latin America dortselbst, Sky Network Television in Australien – nur im lukrativen nordamerikanischen Markt fehlte dem Medienglobul bisher eine Satelliten-Präsenz. Zugegeben, die 49 Milliarden britische Pfund (umgerechnet über 150 Milliarden Mark), die Murdoch dieses höchstpersönliche Geburtstagsgeschenk wert sind, schüttelt selbst er nicht aus dem Ärmel. Doch so viel hat er dem Industrieriesen General Motors, dem DirecTV über seine Tochterfirma Highes Electronics gehört, für die Satellitenplattform geboten. Der Deal schien schon perfekt, doch nach Informationen des Wall Street Journal steht seit Freitag wieder alles auf der Kippe: General Motors will offenbar noch mehr Geld, aber jetzt stellt sich Murdoch stur: Er habe nicht vor, zu viel von der ihm noch auf Erden verbleibenden Zeit in „nutzlosen Meetings“ oder „Verhandlungen mit General Motors“ zu verbringen, sagte er bei einer Konferenz des Branchenblattes Variety in den USA: „Wir hatten schon häufiger einen Fehlstart. Vielleicht ist das wieder einer.“

Sky Global Networks hat er dennoch schon mal gegründet, die neue Holding soll auch noch in diesem Jahr an die Börse gehen, wenn die internationalen Märkte Medienwerten wieder etwas versönlicher zugetan sind. Dass das Konzept eines weltumspannenden satelittengestützten TV-Netzes Sinn macht, zeigt der Neid der Konkurrenz: „Allein die Möglichkeit, Sportereignisse und andere Programme wirklich weltweit einzusetzen, ist exorbitant“, sagt Sony-America-Chef Howard Stringer. Barry Diller, Besitzer des Kabelimperiums USA Network und der TV-Einkaufskette Home Shopping Network, sieht durch ein mögliches Aufgehen von DirecTV in Murdochs weltweitem Satelliten-System sogar die gesamte Kabelfernsehlandschaft der Vereinigten Staaten bedroht.

Denn längst geht es nicht mehr nur um klassisches Pay-TV per Satellit, wie es Murdoch schon Anfang der 80er-Jahre mit BSkyB in Großbritannien eingeführt und nach enormen Anlaufverlusten zum heute profitabelsten Bezahlfernsehen weltweit ausgebaut hat. Jetzt will Microsoft als strategische Partner bei Sky Global einsteigen. Zwischen vier und fünf Milliarden Dollar soll dem Softwareriesen dieses Investment wert sein – schließlich könnte es hier gelingen, endlich weltweit verbindliche technische Standards für die nächste Generation der Digitalempfänger zu entwickeln. Dank der weltumspannenden Präsenz von Sky Global wäre sogar denkbar, diesen Standard im bis heute durch völlig unkompatible Set-Top-Boxen gelähmten Markt auch durchzusetzen. Außerdem geht es in Zukunft nicht mehr allein um Fernsehsignale – sondern auch um Online-Dienste und den kabellosen Internet-Zugang per Satellit.

Keine Kartellprobleme

Murdoch ist mit seiner Vision vom Global-TV nicht nur den anderen Medienkonzernen, sondern auch den Regulierungsbehörden um Längen voraus: „Wenn es eine international Anti-Trust-Kommission gäbe, hätte sie mit dieser Fusion ziemliche Probleme“, zitiert Variety den Medienanalysten Jimmy Shaeffler. Doch zu Murdochs Glück gibt es keine, und da er bisher in den USA nicht zu den großen Pay-TV-Veranstaltern gehört, sind auch die US-Behörden zum Zuschauen verurteilt.

Und auch wenn der Deal mit DirecTV scheitert, dürfte Murdoch nicht aufgeben: „Wir würden schon gerne in den USA präsent sein, aber das ist nicht entscheidend für den Erfolg von Sky Global“, stapelte Murdoch bei der Variety-Konferenz tief. Denn der Ersatzkandidat steht schon zur Übernahmen bereit: Echo Star, mit knapp 4,5 Millionen Abonnenten die Nummer zwei im amerikanischen Satelliten-TV.

Ein Kontinent übrigens fehlt völlig im Sky-Global-Konzept: Afrika. Schließlich ist bei Murdoch stets nur von lukrativen Märkten die Rede.

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