Man möchte es kaum glauben

betr.: „Besser dabei als außen vor“, taz vom 1. 3. 01

Aber Herr Weiland, was wollen Sie uns denn jetzt wieder erzählen?

„Statt sich abseits zu stellen und auf Protest zu hoffen, ist Mitsprache die einzige Option.“ Wenn das so ist, dann protestiere ich hiermit gegen Kommentare wie diesen, die an Opportunismus nicht mehr zu überbieten sind und das auch noch schmierigerweise mit „fehlendem Protest“ legitimieren. Der erste Schritt zum Protest, lieber Weiland, ist der eigene. Statt sich abseits zu stellen und den Protest anderer schon im Vorfeld zu untergraben, statt ihn zu unterstützen, ist die Teilhabe an der Macht wohl Ihre einzige Option. ECCO MEINEKE, Kabarettist, München

Können Sie mir einmal erklären, wie man eine Partnerschaft nennt, bei der der eine Partner nur marginal in Erscheinung tritt, sich bei jeder Kritik auf die Lippen beißen muss und ohne äußerlich sichtbaren Grund auf seine Ebenbürtigkeit verzichtet? Man möchte es kaum glauben, aber hierbei soll es sich um eine Partnerschaft handeln, die sich, nach eigenem Selbstverständnis, Wertegemeinschaft nennt.

Welche Werte werden denn hier hochgehalten, wenn der eine Partner den anderen – ohne mit der Wimper zu zucken – belügen kann (Kosovo/Irak) und der Belogene es sich noch nicht einmal selbst erlaubt, diesen Tatbestand beim Wort zu nennen? Und: Wie nennt man das, wenn die Meinung des anderen vollkommen unerwünscht ist, und der von sich aus schon weiß, dass jede Meinungsäußerung gefälligst zu unterbleiben hat?

Kann es sein, dass es sich bei der ganzen Geschichte gar nicht um eine Partnerschaft (die vor nicht all zu langer Zeit sogar als Freundschaft bezeichnet wurde), sondern um reinste Hegemonie des einen und überbescheidene Willfährigkeit des anderen handelt?

Böse Zungen behaupten schon seit langem, dass, seit Rot-Grün an der Regierung ist, Kritik ja nun überflüssig sei, denn alles würde nun gut und richtig gemacht. Diesem Glauben sitzt seit neuestem wohl schon ein Teil der taz-Redaktion auf. Ich hoffe, die taz geht nicht den gleichen Weg wie die Grünen – sie existieren marginal, schädigen kollateral, werden liberal – und degeneriert zum rot-grünen Zentralorgan. Es wäre schade drum. KLAUS HELMER