: Jede Menge kurdische Kultur am Sonntag
Am 21. März feiern die Kurden Neujahr, Newroz. Da kocht in der Türkei der Kurdenkonflikt schmerzhaft hoch. Vor langer Zeit soll an diesem Tag der persische Tyrann Duhaka getötet worden sein. Eine Fete in der Hochschul-Mensa steigt schon drei Tage zuvor. Schließlich geht es dabei um Kultur und nicht um eine politische Manifestation. Ein bisschen Politik darf aber sein. Zum Beispiel wenn Hekim Sefkan seine Gedichte vorträgt. „In der kurdischen Lyrik gibt es meist keine klare Trennung zwischen Politik und Gefühl. Auch ein Liebesgedicht kann politisch sein“, sagt Songul.
Songul Ergun und Hüsegin Bulut sind Jurastudenten der Bremer Hochschule. Jura auch ein bisschen wegen dieser Utopie von Gerechtigkeit. Hüsegin kam als Baby nach Deutschland. Er kennt die Unterdrückung der kurdischen Identität hauptsächlich aus Zeitung und TV. Aber nicht nur. Songul erzählt von Gesprächen an der Hochschule oder im Viertel, bei denen türkische Türken angefasst reagieren, sobald sich Songul als Kurdin bezeichnet. „Du bist doch auch Türkin.“ Hüsegins Vater „war immer ein politischer Mensch, er war links“, was eben auch heißt, für die kulturelle Selbstbestimmung der Kurden. Und so war sich Hüsegin stets bewusst, Kurde zu sein. Songul nennt die Kurdengebiete „türkisch besetztes Gebiet“. Für eine Sezession plädiert sie allerdings nicht.
Die beiden hören natürlich schon mal HipHop, Blues und vor allem Jazz. Zum Fest geladen haben sie aber Musikgruppen, die die Tradition pflegen. Zum Beispiel die nach Deutschland emigrierten „Koma Carnewa“. Carnewa heißt vier und meint die kurdischen Communities im Irak, der Türkei, Syrien und dem Iran. Sie spielen auf der Saz, dem traditionellen Saiteninstrument, aber auch auf Rockschlagzeug. Songul findet sie „richtig gut“ und beschreibt den Stil als vertrackt polyphon. Wer im Cinema „Reise zur Sonne“ gesehen hat, weiß welche Bedeutung Musikkassetten für die kurdische Selbstvergewisserung spielen. In den 80er Jahren wurde der Sänger Sivan Perwer wie ein Gott verehrt.
Neben Hüsegin und Songul haben das Fest acht weitere Mitgliedern des bundesweit agierenden YXK (Verband kurdischer SchülerInnen und StudentInnen) organisiert. Sie hoffen, dass nicht nur KurdInnen kommen. AStA, ESG und andere unterstützen. bk/F:M.Jungblut
18.3. ab 14h in der Hochschul-Mensa, ab ca.15h beginnt das Programm: Koma Carnewa, Koma Medya (Musik), Sefkan (Lyrik), Folklore, Theater, Gülseher (Musik)
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