: Glaubenskrieger der Westküste
Underground, Intellektualität, Integrität: Die kalifornischen Rapper der Black Eyed Peas machen ganz bewusst auf Old School. Die Wurzeln des HipHop-Trios liegen auf der Straße, im Breakdance und im Freestyle. Mit Live-Band kommen sie nach Berlin
von THOMAS WINKLER
Es ist eine Glaubensfrage. Für die einen sind die Black Eyed Peas eine überflüssige Combo mit langweiligen Reimen und altmodischen Beats. Für andere sind sie die Rettung von Rap.
Diese anderen beklagen sonst gerne die Eindimensionalität des heutigen Rap und den Abschied von A Tribe Called Quest und hören gerne Gang Starr und Mos Def. Die Tradition des Conscious Rap führen die Black Eyed Peas fort, von der eher intellektuellen Kritik propagiert, von den Massen aber weitgehend ignoriert.
Tatsächlich erfüllt das Trio aus Los Angeles einen Batzen Voraussetzungen, um einen Gegenentwurf zum Gangsta- und Battle-Einerlei abzuliefern. Will.I.Am ist Afroamerikaner, Apl.De.Ap stammt von den Philippinen und Taboo ist Indianer – es könnte also kaum kosmopolitischer zugehen. Als Mitglied einer kalifornischen Szene, zu der auch Acts wie Jurassic 5 und Quasimoto gezählt werden, ist man schwer undergroundig. „Integrität“ ist eines ihrer Lieblingswörter, und als Einflüsse geben sie Intellektuellenfutter wie Kraftwerk oder Stereolab an. Gesampelt werden auch nicht etwa die üblichen George Clintons und James Browns, sondern Police, Jethro Tull oder gar aus dem „Grease“-Soundtrack.
Das aktuelle Black-Eyed-Peas-Werk „Bridging the Gap“ versteht sich als Brückenschlag zwischen Kulturen, Einstellungen, Szenen. Auf grundsätzlich entspannter, jazziger Basis tummeln sich Einflüsse aus Soul, Latin Music und Rock. Als Gäste sind illustre Namen wie De La Soul, Wyclef Jean, Macy Gray und Mos Def dabei; auf Gang-Starr-DJ Premier hat man sogar sechs Monate gewartet, bis der Zeit hatte, einen Track für sie zu basteln.
Bei Live-Auftritten schließlich spielen die Black Eyed Peas ganz bewusst Old School. Zwar tritt man nicht nur mit DJ auf, sondern nach dem Vorbild der Roots mit einer kompletten Live-Band. Dafür aber müht man sich, die anderen Elemente des HipHop auf die Bühne zu bringen. Die Peas sind nicht umsonst aus einer Dance-Formation namens Tribal Nation hervorgegangen, die Will und Apl in der High School gründeten. Noch heute wird live eifrig B-Boying betrieben und ein paar böse Zungen behaupten, als Rapper wären die Black Eyed Peas lange nicht so gut wie als Breakdancer. Tatsächlich sind ihre Betrachtungen nicht so weise und ausgefeilt wie die mancher Kollegen, aber dafür gehören die Peas zu den besseren Freestylern im Gewerbe.
Schlussendlich ist es halt auch nur HipHop. Zwar ohne Hilfinger-Klamotten, ohne Ich-bin-bester-Rapper-Reime, ohne Baseballmützen und ohne An-die-Eier-Fassen. Aber halt HipHop. Will.I.Am hat die Idee hinter seiner Band einmal als Umweg beschrieben. Wenn alle rechts gehen, gehen die Peas links und dann zweimal rechts. Der Weg dorthin sei zwar ein anderer, und ihrer Meinung nach auch aufregender. Das Ziel aber, das ist das gleiche. Als sei das alles keine Glaubensfrage.
Heute, 21 Uhr, ColumbiaFritz, Columbiadamm 9–11, Tempelhof
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