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Protest im grünen Bereich

Castor-Widerstand im Sinne des rot-grünen Atomkonsenses ist gar kein Problem. Ein paar Tipps für die kommenden Tage  ■ Von Peter Ahrens

Graffiti sprühen – pfui Spinne. Blockieren – Gott (Trittin) bewahre. Schienen besetzen – welch Hybris. Anti-Castor-Camps – gegen jeden Anstand. Demonstrationen – Druck der Straße. Geht demnach alles nicht. Es handelt sich hierbei eindeutig um unzulässige Protestformen, die sich eventuell gegen den rot-grünen Atomkonsens wenden. Aber was tun als kreuzbrave grüne AtomgegnerIn? Es gibt Möglichkeiten. Grüner Anti-Atom-Protest ist machbar: Die taz gibt in Kooperation mit dem Bundesumweltministerium VerbraucherInnen-Tipps.

Ganz wichtig als Allererstes: Gar nicht erst ins Wendland fahren, sondern daheim bleiben. Vor Ort „im Schlamm“ (Bild-Zeitung) versackt der Widerstand, dort fangen die örtlichen Schutzmänner, vulgo Konfliktmanager genannt, den Protest auf. Nur mit einem gewissen Abstand kann sich Wut entfalten. Dazu nehmen wir eine verkrampfte Körperhaltung ein, ballen die rechte Faust in der Tasche und stampfen kräftig mit dem Fuß auf. Ganz Mutige treten gar so heftig wie möglich gegen den Türrahmen. Probiert es einfach mal aus. Dazu rufen wir (Zimmerlautstärke): „Blöde Atomkraft.“ Wer dann noch Energie hat, verabredet sich mit Freunden in der Wohnung, um die Protestform „Abstimmung mit den Füßen“ zu praktizieren. Alle springen gleichzeitig hoch. Wenn man genug ProtestlerInnen zusammen hat, reicht das für ein Erdbeben, das die in Berlin noch spüren sollen.

Ohnehin bietet die eigene Wohnung reichtlich Raum, kreative Protestformen zu entwickeln, mit denen der Atomlobby gezeigt wird, wo „der Bartel den Most her holt“ (D. Bohlen) und gleichzeitig die Vorgaben des „Atomkonsenses“ (G. Schröder) erfüllen. So kann man Aufkleber unter den Klode-ckel kleben, eventuell gar Poster an die Klotür (von innen) heften. Um eine Tradition unserer Altvorderen zu neuem Leben zu erwecken, wird eine brennende Kerze als machtvolle Demonstration ins Fenster gestellt. Unser Küchentipp: Aus ungekochten Spaghetti (wahlweise Salzstangen) kann man ein X legen.

Eltern haben die Möglichkeit, mit ihren Kindern Briefe an Jürgen Trittin zu schreiben. Lieber Onkel Jürgen, wir von der Kindertagesstätte Billstedt-Ost finden es doof, dass so viele große Müllcontainer durch unsere schönen Wälder rollen. Buntstifte gehören deshalb zur Anti-Castor-Ausrüstung auf jeden Fall dazu. Selbst Alltagsgegenstände können zum Protest genutzt werden. Das Klingeln mit dem Schlüsselbund verdeutlicht dem Atomar-Industriellen Komplex: „Die Tür für den Castor bleibt zu.“

Gesicht zeigen, Farbe bekennen, Flagge zeigen, das ist das Gebot der Stunde. Grüne AtomgegnerInnen können ihr Nein durch einen kecken Spruch auf der Federtasche auch nach außen dokumentieren. „Hopp, hopp, hopp, Atomtransporte Stopp“ wäre eine Möglichkeit. Der Fantasie sind aber keine Grenzen gesetzt.

Um es der Atommafia aber richtig zu zeigen, muss ein Zeichen quer durch die Republik gehen. In dem Moment, in dem der Castor ins Zwischenlager einrollt, betätigen sämtliche AtomgegnerInnen, die vorher per Telefonlawine benachrichtigt worden sind, gleichzeitig die Toilettenspülung. Ein mächtiges Rauschen geht durch Deutschland.

Der grüne Minister zeigt Res-pekt: „Die mächtigen, aber friedvollen Proteste im Sinne des Atomkonsenses haben mich sehr beeindruckt. Wir haben damit gezeigt: Wir bleiben die Anti-Atom-Partei.“

Der nächste Castor rollt im Herbst.

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