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Kampf dem Monster

■ Rawk'n'Roll-Musikterror statt Party-diktatur: „Chung“ in der Tanzhalle

„Chung“ klingt irgendwie interessant: Asiatisch, kurz und kna-ckig, beinahe etwas böse. „Chung!“ könnte das Geräusch einer mit Wucht zugeschlagenen schweren Tür sein. In der Fernsehserie MacGyver war „Chung“ der Name eines mittelamerikanischen Diktators.

Ein paar Bremer Musiker behaupten nun, dass das Wort noch etwas anderes bedeutet: „Das Lexikon der lautimitierenden Wörter im Comic beschreibt ,Chung' als Schlag oder Faustschlag gegen ein Metallmonster.“ Das fanden sie so inspirierend, dass sie das kurze Wort als Bandnamen adoptierten. Und das macht Sinn, denn ihre Musik klingt wie der atemlose Soundtrack zu einem Science-Fiction-Comic. Schauplatz: Asien. Ewiger Gegenspieler: das Metallmonster. Die Story: Band bekämpft Bestie.

Schon seit 1998 führen Chung diesen Kampf. Denn die eiserne Bestie will, muss in einem finalen Schlag erledigt werden. Für ihre Musik, die diese Geschichte grandios begleiten könnte, haben Chung so schöne und zutreffende Namen erfunden wie KungFu-Rawk oder Spongo-Jazz. Zuvor befeuerten Nick Neumann (Gitarre, Gesang, Orgel) und Jens Ahlers (Schlagzeug) lautstärkegierige Ohren mit der inzwischen aufgelösten Band Party Diktator. Beim norddeutschen Minilabel Supermodern erschien jetzt Chungs aktuelle Platte: Schmissiges Selbstkomponiertes in der Weiterführung von zwei Jahrzehnten Punkrock, etwas Jimi Hendrix und eine Prise Rock'n'Roll. Die altbekannte Weide wird da also abgegrast, aber Chung sind so clever, nur die saftigsten und kräftigsten Pflänzchen zu pflücken.

Sie setzen weder auf das übliche Brustgetrommel noch auf rabiates Geröchel in den Stimmverstärker. Was Nick Neumann durch das Mikro jagt, ist nicht das Gebrüll eines Bären, sondern eher die Kläffe eines zähen Wadenbeißers. Und der gewinnt, wenn er genügend Besessenheit und Biss besitzt – Disziplinen, in denen Chung zu Hause sind. Langjähriges Training lehrte sie außerdem, dass schlampiges Schlagwerkzeug und laxes Geschrammel auf die Dauer wenig Punkte bringen. Also legen die Musikterroristen den Zündstoff in den gemeinsamen Groove: Sie bändigen rohe Gewalt mit rasantem Rhythmus, landen präzise ausgeführte Hiebe genau da, wo es am meisten wehtut. Und zocken so dem Monster die Butter vom Brot.

Ebenfalls Besseres als hirnloses Herunterbeten verstaubter Punk-riffs bieten Hamburgs Potato Fritz: Noiserock à la Waterkante als Anheizer. Und weil alle wissen, dass leere Drohgebärden wenig nützen, wird wohl auch mehr gerockt werden als gerülpst. Susie Reinhardt

 Sonnabend, 21 Uhr, Tanzhalle St. Pauli

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