Stolz braucht Namen

„Schwarzrotgold“ – so wird unsere geliebte Flagge nach ihren Farben genannt. Aber wie klingt denn das? Nach Schall und Rauch. Erinnert diese Buntwäsche nicht eher an Körperflüssigkeiten? Oder an eine Mischung übler Gerüche? Muss eine selbstbewusste Nation mit solchen Innereien leben? Die Wahrheit sagt: Nein! Deshalb startet die Wahrheit den großen Symbol-Wettbewerb. Die Leser dürfen eine der drängendsten Fragen der Zeit beantworten: Wie soll die deutsche Fahne heißen? Helfen auch Sie Ihrem Vaterland. Finden Sie den wahren Namen für das nationale Tuch

Es gibt den „Union Jack“, die „Stars and Stripes“ und die „Trikolore“. Aber es gibt keinen Namen für unsere Fahne, für die deutsche Flagge. Gerade jetzt, wo die politischen Kräfte den Stolz auf Deutschland wieder entdecken, darf die Wahrheit nicht abseits stehen, ja muss ihren Teil zur nationalen Diskussion beisteuern. Und welches Symbol des von wem auch immer geliebten Landes eignet sich dafür besser als das schöne „Schwarzrotgold“? Nur: „Schwarzrotgold“, wie klingt denn das? „Schwarz wie Pulver, rot wie Blut, gold wie die aufgehende Sonne“ oder so ähnlich hat man sich die Buntwäsche nach den Uniformen des Lützowschen Freikorps historisch zusammenbügelt. Aber erinnert „Schwarzrotgold“ nicht eher an Körperflüssigkeiten? Muss eine stolze Nation mit solchen Innereien leben?

Diese schwerwiegenden Fragen von nationaler Bedeutung vermögen die Wahrheit-Redakteure nicht allein zu lösen. Hier müssen die Leser helfend einspringen und die Frage beantworten: Welchen Namen soll die deutsche Flagge tragen? Die Leser müssen schon allein deshalb dringend eingreifen, weil in der taz-Redaktion seit Tagen eine heftige Namensdiskussion tobt, die zu beschämenden Ergebnissen führte:

„Flaggi“ solle das deutscheste aller Symbole heißen, meint die Chefredaktion und begründet ihre katastrophale Idee damit, dass die Fahne doch sehr niedlich sei. Auch aus dem Auslandsressort kommen diesmal eher schlichte Antworten auf die drängendste Frage unserer Zeit: „Breite Streifen“ oder „Union Hans“. Das Inlandsressort versteift sich auf einen völlig indiskutablen Namen: „Stolzstoff“. Allerdings ist der Vorschlag der Kultur auch nicht besser: „Schwarogo“, auch gern „Dr. Schwarogo“ solle man das Tuch nennen. „Salbei-Bonbon“ wirft aus bisher ungeklärten Gründen das taz-mag in die Diskussion ein und wird prompt vom Wissenschaftsressort mit dem gänzlich unakzeptablen Angebot „die Horizontale“ unterlaufen.

Dass die Berlin-Redaktion die Flagge frei nach Schnauze „Knatterlappen“ nennen will, stört jetzt schon längst niemanden mehr. Da kann sich der Sport auch nicht mehr blamieren und meint mit „Schrödertuch“ oder auch „das Schrödertuch von Berlin“ etwas wirklich Erhellendes beisteuern zu können. Selbstverständlich bleibt in diesem Fall das Medienressort ebenfalls im Rahmen seiner Möglichkeiten und kann einfach nicht mehr anders: „Dreili“ oder „Triko“ müsse es unbedingt sein.

Der Bodensatz wäre erreicht, hätte die Meinungsredaktion nicht noch einen „Bunzfetzen“ parat. Mit dem unglaublichen „Belgien bizarr“ gelangt das Reiseressort jetzt tatsächlich an den Tiefpunkt der Debatte, das heißt, es gibt ja noch den Schwerpunktpool, der geschlossen die Ansicht vertritt, „Krauti“ sei die einzige Möglichkeit, der Fahne poetisches Leben einzuhauchen. Nein, so geht es nicht, meine Damen und Herren Redakteure! Gerade angesichts einer nationalen Krise, in der es nichts Wichtigeres gibt als den Stolz auf unser Heimatland, versagt die Redaktion kläglich.

Liebe Leser, Sie sehen, hier muss Abhilfe geschaffen werden. Durch Sie. Lassen Sie sich nicht durch die erschütternden Zustände in der Redaktion davon abhalten, selbst nachzudenken und einen Namen zu finden. Beteiligen Sie sich an der Stolz-Debatte. Schreiben Sie Ihren Vorschlag auf eine Postkarte und senden Sie diese bitte bis zum kommenden Samstag, dem 31. März, an: Die Wahrheit, taz, Kochstraße 18, 10969 Berlin. Es winken – nein, keine Fahnen oder Standarten, sondern wertvolle Buchpreise.

Sollten Sie keinen dieser Preise gewinnen, können Sie immer noch die abgebildete Fahne ausschneiden und an Ihrem persönlichen Lieblingsplatz aufhängen. Lassen Sie sich dabei nicht von der Tatsache stören, dass unsere Flagge hier nur in Schwarzweiß oder besser in Grau abgedruckt ist. Im Herzen, da sind wir uns doch alle einig, haben wir die wahren Farben immer parat.