: Ein Feldzug ohne Ende
■ Hartnäckige Friedensaktivisten gedenken des Jugoslawienkrieges
Der Castor-Transport ist beherrschendes Thema, doch es ist gibt auch Menschen, die den 24. März 1999 noch nicht verdrängt haben und Bundeskanzler Gerhard Schröder daran erinnern wollen. Auf einer Kundgebung des „Hamburger Forums“ gedachten am Samstag rund 100 hartnäckige FriedensaktivistInnen dem zweiten Jahrestag des „völkerrechtswidrigen Angriffskrieges“ der Nato auf Jugoslawien. „Der Feldzug ist noch nicht zu Ende“, spricht der Schauspieler und ehemalige Hamburger Chef der IG-Medien Rolf Becker mit Bertold Brechts Worten und in Anspielung auf das jüngste Säbelrasseln von SPD-Verteidigungsminister Rudolf Scharping, weitere Kampfeinheiten nach Mazedonien zu entsenden.
2500 Tote und 30.000 Verletzte, davon 8000 Kinder, die Zerstörung der zivilen Infrastruktur Serbiens und die Strahlenverseuchung ganzer Regionen durch uranangereicherte Granaten sind die Bilanz eines von der Nato als „humanitären Einsatz gegen den Völkermord“ deklarierten Krieges.
Becker hebt insbesondere die Rolle der Medien hervor, die trotz „Vernetzung und Internet“ unkritisch die vorzensierte oder aufbereitete Kriegspropaganda der Nato verbreitet hätten. „Statt etwas von der Sache zu erfahren, haben wir nur Bilder zu sehen bekommen, wo Bomben einschlagen“, sagt Becker. Es sei seit 1989 klar gewesen, dass die Nato einen „staatlichen Sonderweg“ Jugoslawiens nicht dulden werde und deshalb den Aufbau der albanischen UCK - die jetzt in Mazedonien ihren Guerillakrieg fortsetzt - unterstützt habe. Becker: „Es geht um Vernichtung aller, die sich der neuen Weltordnung nicht unterwerfen.“
Eine serbische Aktivistin warnt vor einer weiteren Eskalation auf dem Balkan, denn dem Westen gehe es um seine Vormachtstellung und die Sicherung wirtschaftlicher Interessen in der Region sowie der Ölreserven im angrenzenden Kaukasus. kva
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen