piwik no script img

Protest fordert Opfer

Bei Demonstrationen gegen die israelische Regierung werden drei Palästinenser getötet. UN-Sicherheitsrat bastelt weiter an Nahostresolution

RAMALLAH/JERUSALEM afp/ap/dpa Bei gewaltsamen Protesten von Palästinensern und arabischen Israelis gegen die Politik des israelischen Regierungschefs Ariel Scharon sind bis gestern Abend drei Menschen getötet und zahlreiche verletzt worden.

Bei einer Demonstration in der Nähe von Ramallah wurden zwei Palästinenser nach Angaben von Ärzten von israelischen Soldaten erschossen. Drei Palästinenser seien von scharfer Munition getroffen worden. In Nablus erschoss die israelische Armee Krankenhausangaben zufolge einen weiteren Palästinenser. Bei der Demonstration mit rund 8.000 Teilnehmern seien acht Palästinenser verletzt worden. In Hebron wurden mindestens zwei Palästinenser verletzt.

Tausende Menschen gingen unter anderem bei Ramallah, in Hebron und bei Nablus im Westjordanland sowie im Gasastreifen auf die Straße. Im ganzen Land herrschten strengste Sicherheitsvorkehrungen: Die Palästinenser hatten erneut zu einem Tag des Zorns aufgerufen.

Die arabischen Israelis begingen mit zahlreichen Kundgebungen zum 25. Mal den „Tag der Erde“. Bei Protesten gegen die Beschlagnahme arabischen Landes in Israel im Jahre 1976 waren sechs Palästinenser von der israelischen Armee erschossen worden. Seither wird dieser Tag zur „Verteidigung des palästinensischen Bodens“ begangen. Viele der rund 1,1 Millionen arabische Israelis werden nach einer Feststellung des Obersten Gerichtshofes des Landes im Gegensatz zu ihren jüdischen Landsleuten benachteiligt.

Die europäischen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates wollen sich verstärkt um eine Nahost-Resolution bemühen, die einen Schutzmechanismus für palästinensische Zivilisten ermöglicht. Der ukrainische Ratsvorsitzende Jeltschenko sagte am Donnerstag, er hoffe, dass die Resolution im April angenommen werde.

In dem Entwurf geht es nicht um die von den Palästinensern geforderte UN-Beobachtermission. Stattdessen wird UN-Generalsekretär Kofi Annan aufgefordert, Israelis und Palästinenser über die Schaffung des Schutzmechanismus für Zivilisten zu konsultieren. Zudem wird zu einem Ende der Gewalt und der Wiederaufnahme von Friedensverhandlungen aufgerufen.

Ägypten und Jordanien haben Vorschläge zur Beendigung der blutigen Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern ausgearbeitet. Dies sagte der palästinensische Informationsminister Jassir Abed Rabbo gestern. Er teilte ferner mit, die beiden arabischen Staaten hätten das Arbeitspapier mit der US-Regierung besprochen. Es gebe jedoch noch keine offizielle Reaktion der USA. Das Ideenpaket basiere auf den Vereinbarungen des Nahostgipfels im ägyptischen Scharm al-Scheich im Oktober, sagte Abed Rabbo. Israelis und Palästinenser hatten sich damals geeinigt, ihre Verhandlungen wieder aufzunehmen und die gewaltsamen Auseinandersetzungen zu beenden.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen