Abendmahl im Humpen

■ Die Osterwiese beginnt übermorgen. Trotz Verkleinerung erwarten die Schausteller auch in diesem Jahr eine halbe Million bierseliger Besucher innerhalb von zwei Wochen

Die Anwohner der Bürgerweide können wieder fluchen: Sobald Kultursenator Bernt Schulte (CDU) am Freitag der Osterwiese seinen offiziellen Segen erteilt hat, gibt es bis zum 22. April wieder zugeparkte Straßen plus Zu-ckerwatten-Bratwurst-Duft gratis.

Unter den Schaustellern hält sich die Jubelstimmung ebenfalls in Grenzen. Mit dem Baubeginn der neuen Messehalle 7 müssen die 176 Karussells, Schießbuden und Frittenbuden abermals enger zusammenrücken. So manch fahrender Händler wird dem bunten Treiben sogar fernbleiben. Und das, obwohl „Volksfes-te nach wie vor angesagt“ sind und keinesfalls „an der Bevölkerung vorbeigefeiert wird“, so die Klage von Karl-Heinz Fehrensen, Vorsitzender des Schaustellerverbandes in Bremen.

Unter den Auserwählten, die laut Marktleiterin Claudia Lange die Prüfkriterien „Attraktivität, Zuverlässigkeit und Vielfalt“ erfüllen, finden sich in diesem Jahr Neuheiten wie der „Aqua-Jet“ und die Go-Kart-Bahn „Formel 1“. Ein Pool knapp so groß wie ein Fußball-Strafraum lädt zum fröhlichen Eindümpeln mit quietschgelben, runden Booten – die nasse Autoscootervariante. Die Go-Karts für Hobby-Schumis sollen ganze 25 Sachen bringen und dürfen sich auf 170 Metern auf drei Stockwerken austoben. Mit von der Partie ist auch wieder der „Sling-Shot“, jenes Fahrgeschäft, das Wagemutige für schlappe 35 Mark siemenshaushoch in die Höhe katapultiert – natürlich innerhalb einer Sicherheitskapsel.

Das Motto „schneller, höher, weiter“ gilt indes nicht für die Pyrotechniker, die dieses Jahr zum letzten Mal ein „Höhenbrillantfeuerwerk“ abfeuern dürfen: Verschärfte Sicherheitsvorschriften, nach denen zum umliegenden Wohngebiet ein neuer Mindestabstand eingehalten werden muss, sorgen dafür, dass nur noch am Eröffnungstag in 100 Metern Höhe geböllert werden darf – vom Grund der Messehallen-Baugrube aus. Zum krönenden Abschluss der Osterwiese gibt es die „barocke Variante“ zu bestaunen: eine um mehr als die Hälfte gestutzte „Bodenfeuerwerksveranstaltung“ mit musikalischer Untermalung.

Wer trotz der Magenschleuder „Top Spin“ und musikalischer Einlagen im „Riverboat“ mit den Bands „Fortissimo“ und „Beathoven“ immer noch nicht so recht in Fahrt gekommen ist, sei auf Geistvolleres verwiesen: Am Karfreitag findet im Brauhaus um 10 Uhr ein Gottesdienst mit Konfirmation statt. Interessant bleibt die Frage, welche Getränke zum Abendmahl gereicht werden  . . . Ina Stelljes