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Konflikt in Makedonien

betr.: „Der Krieg der Schmuggler“, taz vom 5. 4. 01

Gut, dass in einer deutschen Zeitung endlich ein Beitrag erschienen ist, der den aktuellen Konflikt in Makedonien nicht eindimensional als weiteren Ausbruch einer angeblich typisch balkanischen ethnischen Raserei darstellt, sondern versucht die wahren Ursachen hinter der üblichen Rhetorik zu ergründen.

Ich kann Herrn Terkessidis nur beipflichten, dass die organisierte Kriminalität, an der aber nicht nur albanische Gruppierungen beteiligt sind, auf dem Balkan eine Zone der Unsicherheit erhalten will, die möglichst frei von effektiver polizeilicher Kontrolle ist. Wenn man mit offenen Augen auf dem Balkan reist, lassen sich mehrere dieser für den Schmuggel besonders günstigen Grenzregionen ausmachen, an Albaniens, Makedoniens und Montenegros Grenzen ebenso wie an denen des international verwalteten Kosovo.

Die nicht verwirklichte Gleichberechtigung der Nationalitäten im makedonischen Staat als zweite Triebfeder des Konflikts nennt Terkessidis zwar, unterschätzt aber ihre verheerende Wirkung. Die multiethnische Bevölkerungsstruktur Makedoniens ermöglicht es, dass der Kampf um Ressourcen von den politischen Führern ethnisiert werden kann. Ohne Lösungen für die wirtschaftlichen und sozialen Probleme des Landes bieten zu können, bleibt ihnen immer noch die Möglichkeit, darauf zu verweisen, dass die jeweils andere Ethnie an allem schuld ist.

Diese Sichtweise ist von zahlreichen Politikern in Makedonien seit Jahren gepflegt worden, wenngleich eine weitere Eskalation bis jetzt immer vermieden wurde. Diese Eskalation kann die so genannte neue UÇK bewirken, die, wie Terkessidis richtig schreibt, ganz andere Motive hat. Das ändert aber nichts daran, dass die politischen Kräfte in Makedonien die Kontrolle darüber verlieren können. DANIEL FICKENSCHER, Leipzig

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