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Der gute Mensch am Ende der Spaßgesellschaft

Rebell Opaschowski. Der Aufrührer haut mit der Faust auf den Tisch und ruft: „Schafft die Spaßgesellschaft ab. Sonst geht die soziale Lebensqualität verloren.“ Wenn er gerade mal Muße vom Revolutieren braucht, ist Prof. Horst W. Opaschowski bekanntlich Freizeitforscher auf der Payroll des British American-Tobacco-Konzerns, respektive dessen Freizeitforschungsinstitutes. Nun hat er entdeckt: Immer mehr Menschen denken zuerst ans eigene Vergnügen.

So etwas lässt die Stirn des Professors in Runzeln fallen. Denn er selber ist ja stets dadurch hervorgetreten, dass er der Natter Spaßgesellschaft getrotzt hat, dass er in seinem kargen Bretterverhau am Alsterufer, das er selbstironisch mit einem Schuss Bitterkeit in der Stimme Institut nennt, einen Kanten trocken Brot kauend soziale Verwerfungen hart attackierte und Lebensentwürfe für eine solidarische Gemeinschaft auf dem Reißbrett entstehen ließ.

Opaschowski war nie jemand, der von der Spaßgesellschaft profitierte, er hat sie stets nur messerscharf analysiert, in Studien gegossen und damit, weil es um der Sache willen nötig war, Eingang in das eine oder andere Massenmedium gesucht. Opaschowski ist immer ein Outcast gewesen, einer, der in diese mediengeile Welt nicht hineinpasst – ein Diogenes des 21. Jahrhunderts. Daher kommt ja auch der Ausdruck, dass man manch Studie in die Tonne treten kann. aha

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