: Verschärfter Frieden
Ostermarsch-Organisatoren wollen mehr Menschen mobilisieren als im letzten Jahr. Doch wegen des Aufrufs ist schon ein Redner abgesprungen
von DANIEL FERSCH
Zum diesjährigen Ostermarsch am kommenden Montag hoffen die Organisatoren von der Berliner Friedenskoordination auf eine höhere Beteiligung als im letzten Jahr. Damals hatten nur etwa 600 Menschen an der traditionellen Demonstration der Friedensbewegung teilgenommen. Noch 1999 waren aus Protest gegen den Kosovokrieg mehr als 10.000 Demonstranten auf die Straße gegangen.
„Wenn mehr als tausend Leute kommen, dann ist das schon ein Erfolg“, sagte Hans Kappei, einer der Organisatoren gestern auf einer Pressekonferenz. Im Vorjahr war gemutmaßt worden, dass das Fehlen eines übergreifenden Themas zum Teilnehmerschwund geführt hat. Dies wollen die Organisatoren am Montag verhindern, indem sie ihrer Demonstration eine eindeutige Botschaft geben. „Kriege verhindern – Einsatzkräfte auflösen“ heißt es im Aufruf, den ein Bündnis von Friedens-, Gewerkschafts- und Kirchengruppen unterzeichnet hat. Die Ostermarschierer wenden sich gegen die Umwandlung der Bundeswehr in eine Kriseninterventionsarmee. Die Bundesregierung wird aufgefordert, die geplanten Eingreiftruppen abzuschaffen und keine Auslandseinsätze mehr zu genehmigen.
„Der Tenor des Aufrufes ist schärfer als gewohnt“, betont Laura von Wimmersperg, die schon seit zwanzig Jahren bei der Friedenskooperative aktiv ist. Eine Deutlichkeit, die wohl nicht jedem traditionellen Ostermarschunterstützer in den Kram passt. So ist die PDS zum ersten Mal seit Jahren nicht mehr im Kreis der Organisatoren zu finden. Sie ruft stattdessen zum Marsch gegen den Bombenabwurfplatz im brandenburgischen Fretzdorf am Ostersonntag auf. Die anderen Parteien der Stadt beteiligen sich nur in Teilen an der traditionellen Veranstaltung. Auf der Unterzeichnerliste finden sich nur einzelne Mitglieder der Grünen sowie Splittergruppen der SPD.
Auch die Absage eines Redners habe man sich durch die Forderungen im Appell eingehandelt, so Wimmersperg. Rolf Wischnath, der Superintendent von Cottbus und Vorsitzende des Brandenburger Aktionsbündnisses gegen rechts, hat seine Teilnahme an der Kundgebung zurückgezogen.
Die Aktivisten wehrten sich vehement gegen die Annahme, die Friedensbewegung sei auf dem absteigenden Ast. „Es ist heute sehr viel schwieriger, die Menschen zu erreichen“, weiß Kappei. „Doch nicht die Bewegung ist in einer Krise“, machte er sich und den Unterstützern Mut, „sondern diese Gesellschaft.“
Berliner Ostermarsch: Ostermontag, 13 Uhr, ab Platz des 18. März (am Brandenburger Tor), Abschlusskundgebung um 15 Uhr am Alexanderplatz
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