: Farbeier gegen Nazis
Rechte Osteraufmärsche in NRW und Thüringen: Wenige Neonazis ziehen durch Hagen, Ennepetal und Jena. Viele Gegendemonstranten protestieren
KÖLN taz ■ Mit drei Aufmärschen in Nordrhein-Westfalen und Thüringen begingen deutsche Neonazis die Ostertage. Während in Hagen und Ennepetal insgesamt 210 Rechtsextremisten aus dem Umfeld der „Freien Kameradschaften“ durch die Straßen zogen, demonstrierten in Jena rund 150 NPD-Anhänger.
Abgeschottet von 1.500 Polizisten, marschierten am Sonntag rund 150 Rechtsextremisten im strömenden Regen durch Hagen. Ihr Aufzug unter Führung des Hamburger Neonazis Christian Worch stand unter dem makabren Motto „Nationaler Ostermarsch – für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit“. Zwei Rechte wurden vorläufig festgenommen. Bei ihnen seien verbotene Schriften gefunden worden, so ein Polizeisprecher. Unter dem Motto „Hagen – Bunt statt Braun“ feierten rund 800 Menschen ein DGB-Friedens- und Freundschaftsfest. An einem von Antifa und PDS organisierten Protestzug nahmen 300 Menschen teil.
Am Samstag marschierten nach Polizeiangaben statt der erwarteten 200 nur 62 Neonazis durch Ennepetal. Aus Protest gegen den Aufmarsch in der 35.000-Einwohner-Stadt wehten von zahlreichen Häusern schwarze Fahnen, viele Bürger hatten die Rollläden an ihren Fenstern als Zeichen der Nichtachtung heruntergelassen. Nach Abschluss des Neonazi-Aufzugs zogen über 1.000 Menschen in einem Schweigemarsch in die Innenstadt, um sie symbolisch „vom braunen Dreck zu säubern“.
Ebenfalls am Ostersamstag zogen etwa 150 NPD-Anhänger durch Jena. Gegendemonstranten bewarfen die Rechtsextremisten mit Eiern, Obst, Flaschen und Steinen. Die Polizei verhängte 38 Platzverweise. 6 Menschen wurden vorläufig festgenommen, darunter zwei mit Messern bewaffnete Neonazis. Auf dem Marktplatz protestierten mehrere tausend Jenaer mit einem Volksfest unter dem Motto „Jena steht auf gegen Fremdenhass“ gegen den braunen Spuk.
Verbotsverfügungen gegen die Nazi-Aufmärsche in Hagen und Ennepetal hatte das Bundesverfassungsgericht am Donnerstag in einer Eilentscheidung aufgehoben. Das Verbot des Jenaer Aufzugs war bereits vor dem Verwaltungsgericht Gera gescheitert. PASCAL BEUCKER
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