: „So ein Hickhack“
Margarethe Pape, Sprecherin der „Aktion 2000“, findet es „paradox“, sich die Route mit der Love Parade zu teilen
taz: Nachdem die Bürgerinitiative „Rettet den Großen Tiergarten“ sich den 14. Juli als Demotag gesichert hat, hat die „Aktion 2000“ der Love Parade den 21. Juli vor der Nase weggeschnappt. Herrscht bei Ihnen Schadenfreude oder Siegestaumel, die Love-Parade-Organisatoren in die Bredouille gebracht zu haben?
Margarethe Pape: Auf keinen Fall. Es geht nicht darum, wer wen besiegt. Es geht darum, dass wir als „Aktion 2000“ nachhaltig fordern: „Öffentliche Räume gehören der Bevölkerung.“
Die Innenverwaltung hofft nun auf Kompromissbereitschaft, dass am 21. Juli sowohl die Demonstration der „Aktion 2000“ als auch die Love Parade stattfinden können.
Am heutigen Mittwoch soll es bei der Innenverwaltung ein Gespräch mit uns und den Organisatoren der Love Parade geben. Wir werden darauf hinweisen, dass es blauäugig wäre, beide Veranstaltungen am gleichen Tag am gleichen Ort zu machen. Ich wundere mich sehr, dass alles in einen Topf geschmissen werden soll. Das ist politisch sinnlos, weil wir ja mit unserer Demonstration gerade fordern, dass der öffentliche Raum der Bevölkerung gehört und dass der Tiergarten frei sein soll von Veranstaltungen wie der Love Parade. Es wäre also völlig paradox, mit denen zusammen zu demonstrieren, die wir berechtigterweise raushaben wollen aus dem Tiergarten. Wir fordern außerdem ein Konzept, dass so ein Hickhack nicht mehr passiert. Wir wollen Nachhaltigkeit bewirken, so dass die Love Parade nicht mehr durch den Tiergarten geht.
Sie waren früher die Sprecherin der Initiative „Rettet den Großen Tiergarten vor der Love Parade“. Was macht die „Aktion 2000“ aus?“
Die „Aktion 2000“ hat sich am 1. Mai 2000 gegründet anlässlich des merkwürdigen Fakts, dass Werthebach sowohl die NPD-Demo als auch die Love Parade, die gar keine Demo ist, durchs Brandenburger Tor laufen ließ. Das wollen wir als eine linke und kritische Organisation nachhaltig verhindern. Im Gegensatz zur Bürgerinitiative, die das heterogene Feld der Bevölkerung einbindet, konzentrieren wir uns auf das antikapitalistische und antifaschistische Spektrum. Das etwas aufgeblasene Motto unserer Demo heißt auch, dass es sozialen Frieden nur gibt, wenn man öffentliche Räume, also auch konsumfreie Zonen, erhält.
Wer engagiert sich bei „Aktion 2000“?
Ein kleiner, funktionstüchtiger Kader von vier Leuten. Und die Peripherie, die sich mit uns übers Internet in Verbindung setzt, liegt im fünfstelligen Bereich.
INTERVIEW: BARBARA BOLLWAHN DE PAEZ CASANOVA
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