Beschränkt geschäftsfähig

Klar haben wir darauf gewartet: 109 Tage nach der ehrwürdigen „Zeitung für Deutschland“ hat auch das flügellahme Zentralorgan der deutschen Jugend zukunftsmedial losgelegt. Bravo.de!, möchte man brüllen, allein: Noch läuft’s nicht so ganz.

Ahnen lässt sich aber schon, was man da hat: ein nett gestricktes Teenie-Portälchen (-chen, jawoll!) rund um all das, was uns Bravo verspricht. Hübsch ist vor allem die Foto-Lovestory in eigener Sache. Da schmachtet ein längst dem bravorösen Alter entwachsener Boy mit enthaarter Brust „Wow! Bravo.de ist online – das muss ich gleich Lena zeigen!“ Die ist natürlich total verzückt ob des „cool designed“ten Links. Dafür lesen sich die Regieanweisungen („Aufgeregt deutet Lena auf ihren Bildschirm ...“) so allerliebst hausbacken, wie wir’s von Bravo haben wollen.

Haben will vor allem der Bauer-Verlag, neben Bravo Heimat diverser im Netz vertretener Haushaltstitel von Playboy bis Praline, was von seinem Teenie-Portal. Geld nämlich. Denn bevor wir jetzt darüber spotten, dass das stetig an Auflage verlierende Hauptblatt sich in seinem ganzen konservativen Gepräge mit dem Online-Auftritt vielleicht ja auch ein wenig zu viel Zeit gelassen hat: www.bravo.de soll Gewinn bringen. Und da hapert’s bekanntermaßen, und bei den Teenies noch viel ärger: Sie dürfen in der großen weiten Welt des E-Commerce noch nicht mitspielen. grimberg@taz.de