Traditionspflege

■ Das 8. Philharmonische Konzert

Auch das achte Abonnementkonzert des Philharmonischen Staatsorchesters lässt die Geister sich scheiden – zu erleben bei der gestrigen Aufführung. Einmal mehr stehen zeitgenössischer Neuton und kanonisierter Konsens neben- beziehungsweise nacheinander: Gerahmt von Felix Mendelssohn Bartholdys Hebriden-Ouvertüre und Symphonie Nr. 3, der Schottischen, dirigiert Heinz Holliger das eigene Konzert für Violine und Orchester von 1995.

Gewidmet dem schweizer Maler Louis Soutter (1871–1942), greift die bislang dreisätzige Komposition (ein vierter Satz soll folgen) die Musikgeschichte während Soutters Schaffenszeit zwischen der ersten Ausstellung 1904 und dem Tod des angeblich Schizophrenen auf: Holliger schickt das gut gelaunte Orchester um den Solisten Thomas Zehetmair mit allerlei effektvoller Perkussivität durch das mal gespannte, mal ausbrechende Werk, weiß dabei mit Vorlagen Debussys oder Strawinskys produktiv umzugehen – vereinzelt wird gebuht, es überwiegt indes die Zustimmung – und an den Aufführenden kann die Missbilligung ohnehin nicht gelegen haben.

Besser lässt es sich da in Mendelssohn Bartholdys schottlandbegeistert nebelverhangener Romantik schwelgen: Beide Stücke sind auf Ausgleich mit der Tradition – Beethoven – bedacht, nicht auf den (künstlerischen) Vatermord.

Alexander Diehl

heute, 20 Uhr, Musikhalle; Einführung: 19.15 Uhr, kleiner Saal