: Alte Strecken neu verpackt
DB und Umweltverbände werben für Urlaub mit der Bahn. Sondertarife gibt es nicht
BERLIN taz ■ Die Bahn ist das „ökonomischste und ökologischste Verkehrsmittel“ und deswegen bestens geeignet, um Urlauber in die großen deutschen Naturschutzgebiete bringen. Dieser Meinung sind jedenfalls Bahnchef Hartmut Mehdorn und die Vertreter von vier Umweltschutzverbänden, die gestern in Berlin einen Kooperationsvertrag unterzeichneten. „Fahrtziel Natur“, so der wohl klingende Name, ist eine PR-Aktion mit dem Ziel, mehr Menschen dazu zu bewegen, ihre Urlaubsziele im Inland per Bahn anzusteuern.
Vier Ziele für naturbewusste Urlauber stellt die Kampagne vor: Den Naturpark Uckermärkische Seen in Brandenburg, die Schutzgebiete auf der Insel Rügen, den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer und den Nationalpark Harz. „Wir haben in Deutschland fantastische Naturlandschaften, die allemal eine Reise wert sind“, schwärmte Jochen Flasbarth vom Naturschutzbund (Nabu), welcher neben dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), dem WWF Deutschland und dem Verkehrsclub Deutschland (VCD) zu den Partnern der Bahn-Aktion gehört. „Leider reisen zum Beispiel im Wattenmeer immer noch 90 Prozent der Besucher mit dem Auto an“, fügte BUND-Vorsitzende Angelika Zahrnt hinzu. Ziel von „Fahrtziel Natur“ sei es, so Zahrnt weiter, die Menschen zu überzeugen, dass sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln „nicht nur gut hinkommen, sondern sich auch in dem Gebiet bequem bewegen können“.
Die Aufgabenverteilung zwischen dem Unternehmen und Verbänden stellte Mehdorn klar: „Die Bahn bringt umweltfreundliches Reisen ein.“ Nach seinen Angaben fahren täglich fast 500 Züge die 55 Stationen von „Fahrtziel Natur“ an. Die Umweltverbände wiederum sollen vor Ort dafür sorgen, dass „die Naturschönheiten attraktiv“ präsentiert werden. So bestätigte Flasbarth, dass der Nabu und der WWF auf Rügen zwei Informationszentren planen.
„Fahrtziel Natur“ bedeutet jedoch keine Ausweitung des Bahn-Angebots. Mehdorn: „Wir sind im Augenblick gut angebunden und wir wollen, dass das besser bekannt wird.“ Besondere Tarife und Pauschalangebote sind nicht geplant, die Bahn verweist auf bestehende Angebote wie Wochenend- oder Ostsee-Ticket, die ausgelastet werden sollen.
Mehdorn wehrte sich auch gegen die Kritik, dass gerade in den beworbenen Regionen immer mehr Züge, vor allem Interregios gestrichen würden. Die Bahn sei nun einmal ein Unternehmen, das erfolgreich wirtschaften müsse. „Wir lassen nur Züge wegfallen, die leer fahren.“
Dass trotz der Kooperation zwischen Bahn und Verbänden nicht nur eitel Sonnenschein herrscht, betonte zum Abschluss Angelika Zahrnt (BUND): „Es gibt ’ne ganze Menge, wo wir unterschiedliche Ansichten haben.“
DANIEL FERSCH
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen