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Warnung vor dem Markt

■ Kritik an SPD-Wahlversprechen. Wissenschaftler rät von Kita-Card ab

Allenfalls 5500 Plätze könnten mit den von SPD-Landeschef Olaf Scholz in Aussicht gestellten 150 Millionen Mark für den Kita-Ausbau geschaffen werden. Zu diesem Rechenergebnis kommt Matthias Taube vom Verein „Familien Power“. Angesichts der 16.000 Plätze, die laut Iska-Bedarfsanalyse fehlen, sei dies „viel zu wenig“.

Taube geht davon aus, dass die von Scholz angekündigten 150 Millionen Mark über vier Jahre schrittweise investiert werden. Familien Power legt bei seiner Berechnung der 5500 Plätze ein Erziehergehalt von 60.000 Mark und Investitionskosten von 250.000 zu Grunde sowie die Spar-Annahme, dass nur eine Person 20 Kinder betreut.

Der Verein fordert, den Kita-Etat nicht schrittweise, sondern sofort um 250 Millionen Mark auf Berliner Niveau aufzustocken, dann wären 16.000 Plätze und eine Halbierung der Elternbeiträge finanzierbar. Die Hauptstadt hat bei doppelter Einwohnerzahl den dreifachen Etat. Wie berichtet, hat die SPD in ihrem Wahlprogramm erneut den Kita-Rechtsanspruch für Berufstätige verankert – und will dafür bis zu 150 Millionen Mark locker machen.

Unterdessen stößt die Einführung der Kita-Card an sich in der Fachwelt auf Kritik. So ließ der Münchner Professor Wassilios Fthenakis, der auch die Bundesregierung berät, bei einer öffentlichen Anhörung im Rathaus am Donnerstagabend kein gutes Haar an den Plänen. Die Politik, so Fthenakis, sei nicht berechtigt, mit der Berufstätigkeit „ein Kriterium“ herauszugreifen, um den Zugang zu Kitas zu steuern. Sei doch laut Jugendhilfegesetz deren Auftrag nicht nur Betreuung, sondern auch – gleichrangig – Bildung und Erziehung.

Zudem sei die Idee, den Zugang zu Bildung über Gutscheine und Marktmodelle zu steuern, schon 20 Jahre alt und international umstritten: „Dem steht die Literatur absolut reserviert gegenüber.“ Es bestehe die Gefahr, dass Familien, die nicht über die nötigen Informationen verfügen, ausgeschlossen werden. Fthenakis: „Politik darf Bildung nicht dem Markt überlassen. Wer dies macht, setzt die Bildung der Kinder aufs Spiel“. Kaija Kutter

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