unterm strich:
Evelyn Künneke ist tot. Die Berliner Sängerin starb am Samstag im Alter von 79 Jahren an Lungenkrebs. Ihren ersten Schlagerhit hatte die Tochter des Operettenkomponisten Eduard Künneke („Der Vetter aus Dingsda“) vor fast 60 Jahren mit „Sing, Nachtigall, sing“. In diese Zeit fällt auch ihre Arbeit als klassische Solo- und Steptänzerin bis hin zum Engagement für den UFA-Film „Karneval der Liebe“. Bereits mit 14 Jahren war Künneke, die im Laufe ihres Lebens sechs Fremdsprachen lernte, auch Europameisterin im Brustschwimmen gewesen. In den 60er-Jahren wurde Künneke mit Kabarettprogrammen berühmt, in denen sie Brecht und Jacques Brel sang. Außerdem war sie in Rainer Werner Fassbinders „Faustrecht der Freiheit“, Rosa von Praunheims „Neurosia – 50 Jahre pervers“ und zuletzt in Werner Schroeters Verfilmung der Biografie von Marianne Hoppe zu sehen. Für ihr Engagement in der Schwulenszene erhielt sie den Ehrentitel „Callas der Subkultur“.
Zu ihrem 70. Geburtstag legte sie ihre beruflichen und privaten Erinnerungen unter dem Titel „Mit Federboa und Kittelschürze. Mein Leben in zwei Welten“ vor. Ende der Achtzigerjahre trat Künneke zugunsten von Aidskranken und Kindern unentgeltlich auf und teilte ihre Wohnung zeitweise mit Obdachlosen. Streit gab es allerdings 1992 über ihre Äußerungen zum Tod von Marlene Dietrich, die Künneke angeblich für eine „Vaterlandsverräterin“ hielt. Später revidierte sie diese Aussage und fügte hinzu, dass sie es schlecht gefunden habe, dass Dietrich „im Krieg vor amerikanischen Soldaten gesungen hat, während deutsche Soldaten verbluteten“.
Auf der Berliner Museumsinsel droht ein Stopp der Sanierungsarbeiten. Nach einem Bericht des Spiegel fehlen im Etat des zum Unesco-Weltkulturerbe gehörenden Ensembles derzeit rund 55 Millionen Mark. Ursache der Finanzlücke seien vom Land Berlin bereits eingeplante Fördermittel der EU für den Eingangskomplex der Museumsinsel. Mit diesen Arbeiten wurde aber noch nicht begonnen. Daher will die EU das Geld erst später überweisen. Auch die Bundesregierung weigert sich dem Bericht zufolge, weitere Mittel bereitzustellen.
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