: Verharmlosung seit jeher
betr.: „Wissenschaftler warnen: Tschernobyl verharmlost“, taz vom 26. 4. 01
Nun, das wundert einen ja wirklich nicht weiter. Verharmlosung ist schließlich seit jeher eines der probaten Mittel der Atomindustrie gewesen und ist es immer noch. Das es immer wieder Wissenschaftler gibt, die sich vor diesen Karren spannen lassen, ist leider auch nichts Neues. [...]
Das Drama um Tschernobyl ist ja noch lange nicht zu Ende. Jetzt muss erst mal ein neuer „Sarg“ gebaut werden, der aus internationalen Geldern finanziert wird. Von wem eigentlich? Doch wahrscheinlich aus Steuergeldern. Ich glaube kaum, dass die weltweite Atomlobby da mal was aus ihrem Gewinntopf gespendet hat. Das zum Thema Verursacherprinzip. Der hält dann angeblich 100 Jahre. Super. Und dann? Jahrzehntelang wurden und werden Kritiker der Atomkraftnutzung entweder müde belächelt oder diffamiert, Demonstranten bekämpft, Bürgerinitiativen vom Verfassungsschutz bespitzel etc. In wessen Interesse eigentlich?
Angesichts der Ereignisse um das Kernkraftwerk Temelín kann Mensch hervorragend beobachten, wie es um den geistigen und moralischen Zustand von politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträgern bestellt ist: Lieber ein eigentlich nicht zu verantwortendes Risiko eingehen und ein von Beginn an schrottiges Kraftwerk anfahren, das seit Inbetriebnahme andauernd wegen Störfällen vom Netz genommen werden muss, anstatt zugeben zu müssen, dass die Proteste und die Kritik vielleicht doch gerechtfertigt sein könnten. Da können wir nur alle hoffen, dass uns dieses Ding nicht auch noch um die Ohren fliegt.
Auch zum Thema Sellafield bestreiten ja manche Wissenschaftler einen nachweisbaren Zusammenhang zwischen der Anlage und dem erhöhten Leukämie-Risiko. Es mag in der Praxis relativ schwierig sein, einen unumstößlichen Nachweis zu führen. Das heißt allerdings noch lange nicht, dass es da keinen gibt. Mensch muss sich einfach nur angucken, wie lange es zum Beispiel gedauert hat, bis die Tabakkonzerne den Zusammenhang zwischen Krebsrisiko und Zigarettenkonsum anerkennen mussten.
Aber wie Jürgen Trittin so schön formuliert: Wir können unseren Nachbarn doch nicht unseren Müll vor die Tür kippen oder so ähnlich. Nein, wir schicken unseren Müll lieber nach Sellafield, um ihn da kräftig aufzubereiten. Ob dabei die Landschaft, das Wasser und die Menschen um Sellafield radioaktiv „belastet“ werden, kann uns ja egal sein. Von da ist es nur noch ein kleiner Schritt, den Strahlenmüll nach Russland zu verkaufen, falls wir das Zeug hier nicht unterbringen können.
KLAUS HOFFMANN, Freiburg
betr.: „Ohne Ordnung kein Gemeinnutz“ (Greenpeace und Robin Wood soll Gemeinnützigkeit aberkannt werden), taz vom 25. 4. 01
Wenn ich den Artikel lese, stellt sich mir die Frage, wer hier wohl für die Gemeinnützigkeit arbeitet oder ob man damit wohl versuchen will, einen Teil der Gesellschaft auf diese Weise mundtot zu machen. Verseuchen der Umwelt vom Staat unterstützt ist okay und Proteste wollen wir nicht hören, geschweige denn zur Kenntnis nehmen. Beschädigung der Gesundheit und der Natur steht hier nicht zur Debatte.
[...] Lasst euch nicht mundtot machen, auch wenn die Gegner versuchen, sämtliche Mittel einzusetzen, es zu erreichen. Man kann Minderheiten oder Menschen mit offenen Augen unterdrücken, aber es kommt die Zeit, da werden auch die verstehen, die es jetzt noch nicht tun. [...] CHRISTINE DANZER, München
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