Brüder, zur Sonne

Bier im Freien ist was Feines, und wie schön, dass der Himmel so blau war, gestern zum 1. Mai. Der Deutsche Gewerkschaftsbund hatte gerufen, und der sonnige Domshof war voll. Die Gewerkschaftsfunktionäre taten, was von ihnen erwartet wurde: Sie schimpften. Vor allem auf den Kanzler und die Sache mit der Faulheit und den Arbeitslosen. Helga Ziegert, DGB-Vorsitzende in Bremen, motzte gen Bundesregierung, deren Erfolg man an der Schaffung von Arbeitsplätzen messen werde. Dasselbe gelte für Bremen. „In Bremen ist es wichtig, dass die aktive Investitionspolitik des Senats fortgeführt wird, die Arbeitsplätze sichert und schafft“, so Ziegert, die auch SPD-Bürgerschaftsabgeordnete ist. Und: „Die Verantwortung haben in erster Linie die Unternehmer“, so Ziegert weiter und nannte erstens die Schließung des Elektrokaufhauses Brinkmann „kaltschnäuzig“, forderte zweitens den Senat auf, endlich den Forderungen der Raumpflegerinnen im öffentlichen Dienst nach einem Tarifvertrag nachzukommen, verlangte drittens ein Gleichstellungsgesetz, viertens die Wiedereinführung der Vermögensteuer und fünftens ein Ende der Schwarzarbeit. Nach ihr besorgte Michael Sommer vom Ver.di-Bundesvorstand den Rundumschlag: Sprücheklopfende Kanzler, gierige Aktionäre, erpresserische Arbeitgeber – sie alle machten ein Miteinander nicht leichter, aber zum Glück ist Ver.di da: „Gewerkschaften sind das Stärkste, was die Schwachen haben.“

Und dann war da noch Regina Mugalis. Die Arbeiterin auf einer Schnittblumenfarm in Kenia sprach für die kenianische Landarbeitergewerkschaft und erzählte vom Flower Label Programm (FLP), einem Siegel für Schnittblumen, das faire Arbeitsbedingungen sowie Gesundheits- und Umweltschutz garantiert. Hinter FLP steht ein Bündnis aus Menschenrechtsorganisationen und Gewerkschaften, aus Produktion und Handel. Und so ließ sich eines lernen: Auch Blumen wollen korrekt gekauft sein.

sgi/Foto: Kay Michalak