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evangelische kircheEine größere Einheit tut Not

Die Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg schrumpft um drei Prozent pro Jahr. Obwohl sie ihren Haushalt in den vergangenen Jahren mit einem eindrucksvollen Kraftakt sanieren konnte, muss weiter gespart werden: Denn um bis zu 30 Prozent werden die Kirchensteuereinnahmen in den kommenden zehn Jahren sinken – die Synodalen, die derzeit tagen, sind um ihren Job nicht zu beneiden. Doch sie haben eine Idee: die Fusion der ostdeutschen Evangelischen Kirchen der Union (EKU) zu einer gemeinsamen Kirche.

Zwar betont Landesbischof Wolfgang Huber, dass die beteiligten Gliedkirchen „aus sich heraus eine neue Kirche bilden“, die weiter ein Teil der EKU und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bleiben solle. Doch die Tendenz ist klar: Es soll einheitliche Leitungsorgane wie etwa eine gemeinsame Kirchenleitung geben. Schielt der so ehrgeizige wie brillante Professor Huber lediglich nach dem Titel eines Ossi-Bischofs?

Kommentarvon PHILIPP GESSLER

Nein, dieser Anwurf ist unfair. Dahinter steckt mehr, es ist der richtige Weg: Bezeichnend ist, dass die Idee für die Fusion von den kleinen Kirchen stammt, die seit Jahren am Rande ihrer Kapazitäten wirtschaften und kaum existieren können: Mit gerade mal etwa 70.000 Mitgliedern, wie sie beispielsweise die Oberlausitzer Kirche oder die anhaltische Kirche haben, ist auch bei der wohlwollendsten Hilfe von ganz oben eine vernünftige Betreuung der Christen in diesen Gebieten kaum zu leisten, geschweige denn die derzeit oft geforderte missionarische Anstrengung.

Schon jetzt müssen manche Pastoren in den entlegenen Gebieten Brandenburgs für die Gläubigen in bis zu 15 Dörfern da sein – und das bei der hiesigen Kirche, der es im Vergleich zu den kleinen Kirchen noch verhältnismäßig gut geht. Wenn die Kirchen den Schritt zu einer größeren Einheit im zweifachen Sinne des Wortes wagen, muss das deshalb nicht in Zentralismus enden. Eine Fusion könnte vielmehr Ressourcen sparen, die Verwaltung verschlanken und wieder Mittel freisetzen für die eigentliche Aufgabe des Bodenpersonals Gottes: die Begleitung der Menschen in Glück und Leid.

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