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Maulkorb nur aus Höflichkeit

Namibias Regierung beging den Tag der Pressefreiheit auf ganz spezielle Weise

BERLIN taz ■ Ausgerechnet zum Tag der Pressefreiheit hat die versammelte Presse des südlichen Afrika erfahren, was dortige Regierungen darunter verstehen.

300 Journalisten aus der gesamten Welt waren zur Feier des Tages zu einem Kongress in die namibische Hauptstadt Windhoek gereist. Dort erhielten sie von der Staatsregierung Anweisung, während ihres Aufenthalts in Namibia über ja nichts anderes zu berichten als – eben diesen Kongress. Sollten sie dessen enge thematische Pfade verlassen wollen, müssten sie erst eine Arbeitsgenehmigung beantragen. Zur Begründung hieß es, die eingereisten Journalisten hätten schließlich so genannte „Höflichkeitsvisa“ erhalten.

Der gestern beendete Kongress, organisiert von der Unesco und dem Medieninstitut des Südlichen Afrika (Misa), markierte den 10. Jahrestag der ursprünglichen „Erklärung von Windhoek“ über die Notwendigkeit einer freien Presse vom 3. Mai 1991, deren Veröffentlichungsdatum seither jährlich in Namibia als Tag der Pressefreiheit begangen wird.

Die versammelten Herausgeber, Chefredakteure und Journalisten protestierten schriftlich: Sie waren ohnehin empört über die Absage des namibischen Präsidenten Sam Nujoma, der eigentlich an der Kongresseröffnung des Treffen hätte teilnehmen sollen.

„Dies ist ein Beispiel dafür, wie wenig sich in der Region seit der Erklärung von Windhoek von 1991 geändert hat“, sagte Rob Jamison von der Zeitung Malawi Chronicle gegenüber der UN-Nachrichtenagentur IRIN. Neben der Pressefreiheit und vor allem der akuten Gefährdung von Journalisten in Simbabwe und Liberia berieten die Kongressteilnehmer über die Notwendigkeit, die Erklärung von Windhoek zu überarbeiten und dem Internet-Zeitalter anzupassen. D.J.

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