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Rotes Kreuz braucht Hilfe

Der DRK-Landesverband steckt in einer schweren Krise: Entlassungen drohen und soziale Einrichtungen sind gefährdet. Betriebsrat wirft der Führung schwere Managementfehler vor

von RICHARD ROTHER

Die Krise des DRK-Landesverbandes könnte den Bestand sozialer Einrichtungen in der Stadt bedrohen. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass es in Teilbereichen zu Einschnitten komme, sagte gestern der Sprecher des Berliner Deutschen Roten Kreuzes, Dieter Hauptmann. „Unser Bestreben ist es aber, alle Einrichtungen zu erhalten.“ Der DRK-Landesverband betreibt unter anderem stationäre Pflegeeinrichtungen, einen Rettungsdienst, zwölf Kitas, ein Obdachlosen- und drei Flüchtlingswohnheime.

Der Landesverband hat bereits in der Vergangenheit aus Kostengründen Einrichtungen geschlossen oder an Kreisverbände abgegeben, darunter eine Beratungsstelle für Flüchtlinge und eine für türkische Frauen. Am Freitag hatte der DRK-Landesverband die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. „Wir wollen, dass der Betrieb wirtschaftlicher wird“, so Hauptmann. Der Insolvenzverwalter habe sich vorsichtig optimistisch gezeigt. Auch beim Personal werde das DRK weiter kürzen müssen. Es sei allerdings zu früh, über Einzelheiten zu spekulieren. Derzeit beschäftigt der DRK-Landesverband noch rund 650 Mitarbeiter, in den vergangenen eineinhalb Jahren sind bereits 400 Stellen abgebaut worden.

Beschäftigtenvertreter kritisierten gestern den DRK-Landesvorstand scharf. „Die Krise kam nicht über Nacht“, sagte Andreas Stoll von der ÖTV. Diese könnte jetzt zu Lasten der Beschäftigten und der Einrichtungen gehen. Das Insolvenzverfahren sei durch schwerwiegende Versäumnisse des Managements entstanden, so die Betriebsratsvorsitzende Ulrike Kremer. Die wesentlichen Probleme im Zusammenhang mit der Betriebsrente seien nicht 1963 entstanden, sondern zu einem späteren Zeitpunkt, der in den Verantwortungszeitraum des jetzigen Präsidiums falle.

So sei etwa eine viel zu teure Software gekauft worden. Das Immobilienmanagement sei an eine Fremdfirma vergeben worden und gleichzeitig habe man die interne Immobilienabteilung erweitert. Zudem seien nicht ausreichend qualifizierte Mitarbeiter in Führungspositionen berufen worden. Zu diesen Vorwürfen will der DRK-Landesverband morgen auf einer Belegschaftsversammlung Stellung nehmen.

Die Gründe für die Krise seien vielfältig, betonte DRK-Sprecher Hauptmann bereits gestern. So habe man es unter anderem in vielen Bereichen mit einer Konkurrenz zu tun, die deutlich geringere Löhne zahle. Schwierigkeiten gebe es auch, weil in der Vergangenheit zu wenig Geld für die Ausgaben einer Betriebsrente zurückgelegt worden sei. Dafür fehlen rund 100 Millionen Mark.

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