: Muss Pizarro gehen, damit die WM kommt?
■ Werder Bremen soll nun doch zur Tieferlegung des Weserstadions zuzahlen
Eigentlich sollte längst alles in trockenen Tüchern sein: „Spätestens“ Mitte Mai wollte Sportsenator Bernt Schulte (CDU) die Entscheidung über den Umbau des Weserstadions durch alle Gremien haben. Aber der Senat schiebt eine Entscheidung Woche um Woche vor sich her. Der Grund: Werder Bremen soll sich nun doch – wie von der Bürgerschaft gefordert – finanziell an der Kapazitätserweiterung um 10.000 Plätze beteiligen.
Beim Verein stößt das Ansinnen auf wenig Gegenliebe. Der 25 Millionen Mark teure Ausbau – Absenkung der Spielfläche und Einbau zusätzlicher mobiler Sitzplatztribünen – ist zwar Voraussetzung dafür, dass Bremen bei der Vergabe der Spielorte für die Weltmeisterschaft 2006 den Zuschlag bekommt. Der Verein dagegen hat davon nur geringe Vorteile. Allenfalls bei zwei Ligaspielen im Jahr könnten die zusätzlichen Kapazitäten ausgeschöpft werden. Außerdem fehlt dem Club schlicht das Geld für größere Bauinvestitionen. „Was wir dafür ausgeben“, sagt Marketing-Vorstand Manfred Müller, „können wir eben nicht mehr einsetzen, um wichtige Spieler zu halten.“ Oder anders gesagt: Wenn Werder den Ausbau mitbezahlt, muss Stürmerstar Claudio Pizarro gehen. „Mit 65 Millionen Mark Umsatz bewegen wir uns im unteren Drittel der Liga“, sinniert Müller, „aber die sportlichen Erwartungen liegen im oberen.“
Etwas anderes ist der geplante Umbau der Nordgerade: Der wäre durch den Neubau von VIP-Logen sowie Gastronomie- und Büroflächen profitabel und soll sich daher „selbst“ tragen – „ohne dass der Staat einen Pfennnig dazubezahlt“, wie Müller sagt. Die Kosten von etwa 30 Millionen Mark könnten zu etwa einem Drittel von Investoren aufgebracht werden, die selbst einziehen wollen. „Zwei bis drei“ Unternehmen stehen laut Müller schon in den Startlöchern. Den Rest müsste die staatliche Betreibergesellschaft BSF, an der Werder sich zur Hälfte beteiligen will, über Kredite finanzieren, die von den Miet-einnahmen abgetragen würden. Aber wehe, wenn das Projekt ein Flopp wird: Dann wäre die öffentliche Hand doch beteiligt – mit der Hälfte der Schulden.
Unterdessen bringt der Verhandlungspoker den Zeitplan in Gefahr: Noch in diesem Herbst müssen Spundwände gegen Sickerwasser in den Grund getrieben werden. Nur dann kann im kommenden Jahr das Terrain abgetragen werden, wenn es durch die WM eine verlängerte Sommerpause gibt. Aber noch können mangels Senatsbeschluss weder ein Statiker beauftragt werden, noch die Spundwände bestellt werden. jank
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen