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Energie darf weiter erstklassig gurken

Underdog Cottbus gewinnt 1:0 bei München 1860 und schafft aus eigener Kraft den Verbleib in der Bundesliga

MÜNCHEN dpa ■ Autokorsos, Hupkonzerte und Biergelage – ganz Cottbus ist seit Samstagabend in einem wahren Freudentaumel. Bis in die Morgenstunden feierten die Fans von Energie Cottbus den Verbleib in der Bundesliga. „Es verlief alles feucht-fröhlich, Randale oder Schlägereien gab es nicht“, sagte ein Polizeisprecher gestern.

„Man kann das gar nicht hoch genug bewerten. Das war für unsere Region und für meine Mannschaft ein Riesenerfolg, ein Glücksgefühl“, sagte Eduard Geyer, Trainer der Cottbuser, die vor 34 Spieltagen als designierter Absteiger und „Gurkentruppe“ (Kapitän Christian Beeck) ins Rennen gegangen waren. „Nie mehr zweite Liga“, skandierten jetzt die Profis, die nach dem Rückflug noch am gleichen Abend von den Anhängern daheim stürmisch begrüßt wurden. Ein schwer gezeichneter Chefcoach, der wegen seines Rückenleidens beim Schlusspfiff nicht einmal mehr von der Bank aufspringen konnte, gestand nach der nervenaufreibenden Saison: „Manchmal denke ich schon, dass es zu viel wird.“ „Die Gefühle sind unbeschreiblich. Das war einfach eine Sensation“, sprudelte es aus Sebastian Helbig hervor. Schließlich hatte der zusammen mit Absteiger SpVgg Unterhaching finanzschwächste Club des Oberhauses bewiesen, dass auch eine Multi-Kulti-Auswahl zu einem verschworenen Haufen zusammenwachsen kann. „Es hängt so viel dran. Man spielt nicht nur für Geld und Image, sondern auch für die Leute in der Region“, betonte Geyer.

Dabei waren die Lausitzer beim Finale ihrer ersten Bundesliga-Saison auf einen Kontrahenten getroffen, der nicht nur von Verletzungen arg dezimiert war, sondern mit seinem Sommerfußball einen idealen Gastgeber für die engagiert kämpfenden Cottbuser gab. Kaum einen Zweikampf nahmen die Münchner an und bereiteten bezeichnenderweise den Siegtreffer von Antun Labak (25.) durch einen kapitalen Schnitzer von Tomas Votava auch noch mit vor.

Danach lähmte die vorübergehende Führung des Konkurrenten Unterhaching auf Schal-ke die ohnehin geschwächten Cottbuser Beine. „Der Stress war in den letzten Tagen so groß, dass der Körper kaum noch reagiert hat“, berichtete Vasile Miriuta.

Der 32-jährige Rumäne will in den nächsten Tagen seinen Vertrag verlängern, ist aber schon jetzt sicher: „Wir werden auch im nächsten Jahr gegen den Abstieg kämpfen und hoffentlich drin bleiben.“

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