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Fonds für Grünanlagen

Grüne Effekte: Ein neuer Umweltfonds will mit strengen Kriterien für doppelte Rendite sorgen. Die Papiere orientieren sich am bisherigen Natur-Aktien-Index, der bereits 1997 entwickelt wurde

Grüne Kapitalanlagen galten lange als renditeverminderte Zone ökologisch orientierter Geldfundis. Die ersten Umweltfonds, aufgelegt in den 80er-Jahren, konnten nur wenig Anleger überzeugen. Noch 1998 hatten die Deutschen erst 600 Millionen Mark in diese Fonds investiert. 1999 und 2000 kamen zunächst fünf, dann vier weitere neue Ökofonds hinzu, und die Umweltaktienkurse kletterten steil in die Höhe. Ende 2000 übersprangen die Umweltfonds hinsichtlich ihres Volumens die Marke von 3 Milliarden Mark.

Doch im Frühjahr dieses Jahres kühlte die Euphorie über das grüne Investment etwas ab. Mitten in die gedämpfte Stimmung der grünen Anleger hinein startet nun ein weiterer Ökofonds: Die Hamburger Unternehmensgruppe Securvita, eigentlich spezialisiert auf Krankenversicherungen, will Anleger mit ihrem Fonds „Green Effects“ überzeugen. Nicht nur mit strengen Ökokriterien, sondern auch mit Rendite. „Ökologisch vorbildliche Unternehmen haben auf längere Sicht einen Marktvorteil“, erklärt Securvita-Sprecher Norbert Schnorbach.

Der Green Effects nimmt sich den Natur-Aktien-Index als Vorbild. Früher wurde dieser Index als „Nax abgekürzt. Wegen Problemen mit der Namensähnlichkeit zum Dax wird er nun „NAI“ genannt. In dem Index sollen nur Aktien von Unternehmen enthalten sein, die eine ökologische und ethische Unternehmensführung garantieren.

Der Green Effects ist kein Indexfonds. Denn der Fondsverwalter muss sich nicht an der Gewichtung des NAI orientieren. Die ist simpel: 20 Unternehmen zu jeweils 5 Prozent. Der NAI selbst ist kein reiner Index mehr. Während normale Indizes dazu dienen, Gesamt- oder Teilmärkte abzubilden, soll der NAI so zusammengesetzt sein, dass er sich möglichst positiv entwickelt. Das heißt, es können auch Unternehmen aus dem Index gestrichen werden, weil sie nicht mehr als wirtschaftlich aussichtsreich erscheinen. Dadurch verliert der NAI die Funktion als Gradmesser der Umweltaktien.

Die Entscheidungsgewalt über Aufnahme in den oder Streichung aus dem Index hat der NAI-Ausschuss. In ihm sitzen zurzeit sieben Personen, die, so der Fonds-Prospekt, über „Kompetenzen bei ethisch-sozial-ökologisch orientierten Geldanlagen oder der entsprechenden Bewertung von Unternehmen, Produkten und Prozessen verfügen“. Die Ausschussmitglieder arbeiten unter anderem beim Kölner Umweltforschungsinstitut Katalyse oder beim Wuppertal Institut. Auch Max Deml, Chefredakteur des Wiener Börsenbriefs Öko-Invest, und Entwickler des NAI, gehört weiter dazu.

Der NAI setzt sich zurzeit aus 20 Titeln zusammen, die nach Ländern und Branchen gestreut sind und als langfristig ertragreich eingeschätzt werden. Mindestens 75 Prozent der Unternehmen erwirtschaften jeweils mehr als 100 Millionen Dollar Jahresumsatz. Bis zu 25 Prozent der NAI-Titel sind kleinere und mittlere Unternehmen mit Innovationskraft, die die Entwicklung ökologisch innovativer Produkte vorantreiben.

Eine der bekannteren NAI-Firmen ist die auf Dosen- und Flaschenrecycling spezialisierte Tomra Systems aus Norwegen, die wegen des Dosenzwangspfands von vielen Analysten zurzeit positiv bewertet wird. Ebenfalls dazu gehört der dänische Windanlagenhersteller NEG Micon sowie der US-Naturkosthändler Whole Foods Market.

Aber nicht nur schon oberflächlich als grün anzusehende Titel sind im Green Effects. Auch der amerikanische Computerchiphersteller Transmeta zählt dazu. Ausgeprägtes Umweltmanagement und die Produktion extrem stromsparender Prozessoren führten zu seiner Auswahl.

Ein bekannter Wasserversorger wie die spanische Sociedad General de Aguas de Barcelona, die immerhin 39 Millionen Spanier und Lateinamerikaner mit Trinkwasser beliefert, aber auch Abfall entsorgt, wurde dagegen aus dem NAI ausgeschlossen. In mehreren anderen Fonds ist die Aktie noch enthalten. Aguas-de-Barcelona-Anteilseigner Suez, eine französische Gesellschaft, gilt als mit der Atomindustrie verflochten. „Zu den NAI-Kriterien zählt, dass eine AG ausgeschlossen wird, wenn ihre Muttergesellschaften oder Kapitaleigner Atomstrom herstellen“, begründet Securvita-Sprecher Norbert Schnorbach den Aguas-Ausschluss.

Die Entwicklung des NAI verläuft bisher positiv. Bis Dezember 2000 hat er sich, 1997 bei 1.000 Punkten gestartet, nahezu verdoppelt. Gegenwärtig notiert er um 1.700 Punkte. Vergleichbare Indizes, wie der MSCI World-Index, ein Börsenbarometer für die Entwicklung der Aktienmärkte weltweit, schlägt der NAI regelmäßig. JASPER GROSSKURTH

ECOREPORTER.DE

Informationen: Securvita Finanzdienstleistungen GmbH, Große Elbstr. 39, 22767 Hamburg, Telefon (08 00) 6 00 77 77, www.greeneffects.de

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