: wählen und zählen
Das Verwirrspiel
Auf den Philippinen ist acht Tage nach den Parlaments- und Regionalwahlen noch immer kein offizielles Ergebnis in Sicht. Die Wahlkommission hat noch keine zehn Prozent der 30 Millionen abgegebenen Wahlzettel ausgezählt. Eine Bürgerorganisation hat in einem so genannten „Quick Count“ immerhin zwei Drittel der Ergebnisse aus den Wahlkreisen zusammengerechnet. Demnach gewannen die Regierungskandidaten 8 der 13 Senatorenposten.
Die Philippinen haben eines der kompliziertesten Wahlsysteme der Welt. Statt KandidatInnen oder Parteien anzukreuzen, mussten jetzt die Namen der bis zu 34 Auserwählten hingeschrieben werden: die 13 SenatorInnen, eine Parteiliste, ein Kongressabgeordneter, ein Provinzgouverneur samt Stellvertreter, fünf Provinzräte, ein Bürgermeister samt Stellvertreter und zehn Stadträte.
Wer studiert hat, sich für Politik interessiert und regelmäßig schreibt, braucht zum Ausfüllen eines philippinischen Wahlzettels mindestens zehn Minuten. Arme Kleinbauern ohne Schulbildung oder arbeitslose Slumbewohner kennen dagegen vielleicht gar keine 34 Politiker und erst recht keine, die sie auch wählen wollten. Schon die Wahlwerbung besteht deshalb nur aus Namen und nie aus Inhalten. Am Wahltag steht dann vor den Wahllokalen ein Spalier von WahlhelferInnenn, die ausgefüllte Musterwahlzettel verteilen. Da stehen lauter Namen drauf, die ein Kandidat oder eine Partei empfiehlt. Sie müssen nur abgeschrieben werden. Da die WählerInnen aber in der Regel ein Dutzend solcher Musterzettel in der Hand halten, ist die Verwirrung meist noch größer. Mühsam ist dann nicht nur das Entziffern der Wahlzettel, sondern auch deren Auszählen. Zumal gegen Wahlbetrug zahlreiche Hürden eingebaut wurden, die nicht nur selbst neues Chaos verursachen, sondern das Zählen noch weiter in die Länge ziehen. SVEN HANSEN
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