: Kollektiver Katzenjammer
betr.: „Meister der letzten Chance“, taz vom 21. 5. 01
Wenn man das alles so liest, könnte man gerade auf die Idee kommen, dass es einer Mannschaft (speziell dem FC Bayern) nicht mehr erlaubt ist, ab der 85. Minute Fußball zu spielen, geschweige denn auch noch die Stirn zu haben, Tore zu schießen. Dauert ein „gerechtes“ Fußballspiel nur 85 oder 89 Minuten? Darf ein Schiedsrichter ab der 88. Minute keinen (berechtigten) Freistoß mehr pfeifen? [. . .] Und dürfen die Schiedsrichter Spielverzögerungen nicht mehr nachspielen lassen? Offensichtlich nicht in Begegnungen mit Bayern München. Was aber sicherlich sein darf ist, den Bayern ein reguläres Tor abzuerkennen? [. . .]
Klar, ich bin Bayern-Fan, gratuliere den Schalkern trotzdem zur Champions-League-Teilnahme, zu einer tollen Saison und (hoffentlich) nächsten Samstag zum Pokalsieg – aber die Meisterschaft ging nun mal verdientermaßen, wenn auch ein wenig glücklich, nach München. Hätten die „Bayern-Jäger“ im Verlaufe der Saison die (reichlichen) Schwächephasen des FCB genutzt, bräuchte jetzt nicht der kollektive Katzenjammer der Pseudo-Schalke-Fans in Deutschland auszubrechen.
Ab August können die Schalker (und andere) wieder beweisen, dass sie dazugelernt haben und künftig sich bietende Chancen beim Schopf packen, damit man nicht wieder auf die 94. Minute am 34. Spieltag angewiesen ist. JOACHIM LINK, Frankfurt/Main
Ahhhrrrrgggh! Das gibt es nicht! Das hält man doch im Kopf nicht aus. Ein einziger Albtraum ist das! Was in den letzten beiden Bundesligaspielen passiert ist, übersteigt mein Fassungsvermögen bei weitem. [. . .] Mein ohnehin arg strapazierter Glaube an so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit ist nach dieser Saison definitiv beerdigt worden! Diese Meisterschaft war eine Farce, eine unglückliche Verkettung von hoffentlich einmaligen Zufällen, eine grausame Laune des Schicksals! Oh, wie wär ich manchmal doch so gern auf einem andern Stern . . . ohne Bayern!
GORDON GERNAND, Berlin
Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die veröffentlichten LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der taz wieder.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen