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Den Pokalsieger zieht es in andere Sphären

Die Frauen des FFC Frankfurt machen das Double und träumen von Europa. Derweil ist der FFC Flaesheim-Hillen auch mit weniger zufrieden

BERLIN taz ■ Drüben auf der Gegengeraden trafen die beiden Jubelzüge aufeinander. Für einen Moment blickten sich die Frauen, die eben noch Kontrahentinnen waren, wortlos an, dann entschlossen sie sich in beiderseitigem Einvernehmen, nicht einfach so aneinander vorbeizuziehen, sondern ihren guten Gefühlen gemeinsam freien Lauf zu lassen: Also packten sich die Siegerinnen des FFC Frankfurt und die Verliererinnen vom FFC Flaesheim-Hillen bei der Hand und hüpften gemeinsam ein paar Minuten auf und ab, ehe sich ihre Wege wieder trennten und die einen, die aus Frankfurt, weiterzogen mit Pokal, und die anderen eben ohne.

Es war eine besonders schöne, weil im Sport mittlerweile selten gewordene Szene: Dass Sieger und Unterlegene sich gemeinsam ihres Werks erfreuen, so ausgiebig sogar, dass Katrin Lange, Mittelfeldspielerin des FFC Flaesheim-Hillen, später erst mal klarstellen musste, dass sie und ihre Mannschaft keineswegs schon mit der bloßen Teilnahme am Finale um den DFB-Pokal zufrieden gewesen seien. „Die Freude überwiegt natürlich nicht“, stellte sie nach der 1:2-Niederlage nun klar.

So richtig traurig sah Katrin Lange aber auch dabei nicht aus. Was weiteres Insistieren denn auch prompt bestätigte. „Klar wird bei uns heute Nacht gefeiert“, sagte sie da, „bei uns wird doch immer gefeiert.“ Zumindest diesmal geschah es ja auch mit gutem Grund. Denn die Kickerinnen aus Flaesheim-Hillen hatten sich wirklich ganz fabelhaft geschlagen in diesem Finale, dem ersten in ihrer Vereinsgeschichte. Dazu muss man vielleicht sagen, dass der Gegner aus Frankfurt ein bisschen das ist, was der FC Bayern bei den Männer: reich an Titeln und reich an Geld. Flaesheim-Hillen ist dazu eher das Gegenstück: Vor zwei Jahren erst gegründet, kämpft der Erstligist noch mächtig um Reputation. Und natürlich war dieser Finalauftritt für sich genommen schon ein riesiger Erfolg für die Hillenerinnen, aus dem sie mit Glück sogar noch mehr hätten machen können.

Denn leicht schockiert zogen die Frankfurterinnen schon in die Halbzeitpause, was durchaus verständlich war, bei dem Spielverlauf: Nach einer Viertelstunde hatten die Hessinnen die Initiative übernommen auf dem Platz, nach einer halben Stunde die Hälfte der Gegnerinnen vollends belagert, nach einer weiteren Viertelstunde und somit just eine Minute vor der Pause dann aber das 0:1 durch Antje Meier kassiert. „Die Mannschaft war am Boden zerstört“, gab da auch Monika Staab, die Frankfurter Trainerin, zu, und entsprechend hatte sie in der Pause zu tun.

Aber letztendlich zeichnet solches solche Übermannschaften ja aus: Dass sie zu Gegenschlägen in Stunden höchster Not fähig sind, was in diesem Fall nur drei Minuten nach Wiederanpfiff und durch Birgit Prinz geschah; 13 Minuten vor dem Ende war die Partie nach einem Treffer von Jennifer Meier denn auch entschieden.

„Frankfurt hatte mehr vom Spiel und den Sieg somit verdient“, anerkannte Hillens Trainer Hermann Erlhoff, der sein Amt nach der Saison aufgibt. Nicht allerdings, ohne an exponierter Stelle darauf hinzuweisen, dass der Frauenfußball hierzulande nach wie vor „ein Schattendasein“ führt, durch das so mancher Erstligist auch wirtschaftlich ums Überleben kämpfen muss, was bei ein paar hundert Zuschauern im Schnitt ja auch nicht wundert.

Pokalsieger FFC Frankfurt zieht es derweil in ganz andere Sphären. Bereits durch den vorzeitigen Gewinn der Meisterschaft haben sich die Hessinnen die Teilnahme am neu aus dem Boden gestampften Uefa-Cup für Frauen gesichert, nun hofft Manager Siegfried Dietrich, das „regionale Parkett“ verlassen zu können und auf „nationales Interesse“ zu stoßen, auch was potenzielle Sponsoren angeht. Davon wagt man derzeit beim FFC Flaesheim-Hillen noch nicht einmal zu träumen. FRANK KETTERER

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