: Klare Konturen mit viel Orange
■ Bilderreich inszeniert: Mozarts Oper „Cosi fan tutte“ in der Musikhochschule
Die braunhaarige Dorabella und die blonde Fiordiligi sitzen in eng anliegenden schwarzen Kleidern auf orange Stühlen in blauem Strandsand und blättern in Hochglanz-Frauenzeitschriften. Mit schwarzer Lederkluft, Sonnenbrille und Kopftuch liegen die verschmähten Männer auf orange Betten und tun so, als hätten sie Gift geschluckt.
Don Alfonso hält den Damen vorwurfsvoll die beiden Giftfläschchen unter die Nase. Doch die Schönen betrachten ungerührt den Fashion-Teil: Florian-Malte Leibrecht, Professor für Musiktheaterregie an der Musikhochschule, hat Mozarts Cosi fan tutte mit glasklaren Konturen inszeniert.
Ein orange Rahmen umkästelt die Bühne. Darin: oft nichts als Schwarz. In der Mitte der Bühne thront Tae-Hyun Kim als Don Alfonso. In weißem Arztkittel und mit weichem, warmem Bass schreibt er in ein kleines Notizbuch, schüttelt den Kopf oder lacht. Er weiß: Er gewinnt seine Wette, denn Frauen sind nicht treu. Leibrecht macht Don Alfonso zum Psychologen, der die Seelen kennt und lenkt. Dabei assistiert die Zofe Despina: hoch gewachsen, in durchsichtiger schwarzer Bluse und mit weißgepunktetem schwarzem Faltenröckchen steht Tanya Aspelmeier mit ihrem messerscharfen Koloratursopran haargenau in der Bühnenmitte und zieht die Fäden.
Bei Leibrecht mutieren die Liebenden zu eineiigen Zwillingen: Fiordiligi sitzt in rosa kariertem Kostümchen und mit rosa Handtäschchen auf dem Bett und betrachtet das Foto ihres Liebsten. Dorabella sitzt unterdessen in hellblau kariertem Kostümchen mit dunkelblauem Handtäschchen auf dem Bett gegenüber und ergötzt sich am Bildnis Ferrandos. Ferrando und Guglielmo, in etwa gleich wütend und beide in Hemd und Krawatte, prügeln in fast gleichem Rhythmus mit zwei schwarzen Baseballschlägern auf die beiden Betten.
Diese Symmetrie zieht Leibrecht, der Cosi fan tutte 2003 an der Mailänder Skala inszeniert, erbarmungslos bis zum Schluss durch. Mitunter kommt Mozarts Opera buffa fast völlig zum Stillstand. Ein Segen, dass die SängerInnen jung sind. Konstantin Heintel (Guglielmo) hat einen satten Bariton, Weronika Kaczmarczyk spielt Fiordiligi mit gut geführtem Sopran, der helle Tenor Holger Marks knödelt nur ein wenig in den Ferrando-Arien. Mit warmem, vollem Mezzo glänzt Maite Beaumont als Dorabella. Am Pult der Hamburger Symphoniker unterstützt Julius Kalmar die Ak-teure mit sicherem Feeling für Sängeratem. Katharina Kramer
weitere Vorstellungen: 6., 11., 14., 19., 21. + 23.6., 19.30 Uhr, Musikhochschule
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