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Die Kunst des Künstlerlebens

Sonia Simmenauer verschafft Musikern volle Kalender und ein möglichst reibungsloses Leben zwischen den Auftritten  ■ Von Sandra Wilsdorf

Sonia Simmenauer spinnt Netze, die Halt bieten in einem Leben zwischen Auftritten. Sie ist, was man allgemein Künstleragentin oder Managerin, sie selber aber „Impresaria“ nennt. Der altitalienische Impresario reiste im Gespann mit einem Künstler um die Welt. „So sehe ich das auch, auch wenn ich nicht mitreise“, sagt die Französin.

Sie arbeitet hauptsächlich vom Schreibtisch ihres Eppendorfer Büros aus und beneidet „ihre“ Künstler „höchstens um die Momente der Verbindung, die sie mit ihrer Sprache schaffen“. Ansonsten aber kenne sie deren Leben zu genau: „Das klingt nach Glanz und Gloria, aber im Grunde ist es doch furchtbar einsam.“ Jeden Tag andere Menschen und andere Städte, in denen freie Tage nur für denjenigen ein Genuss sind, der überall auf der Welt Freunde hat. Für die eigene Familie sei der Künstler oft ein Fremdling, „man sieht ihn ungern gehen, aber wenn er wiederkommt, ist er erstmal eine Nervensäge“.

Mit 18 jobbte die heute 41-Jährige in einer Pariser Agentur. „Ich wusste nach zwei Wochen, das ist es.“ Sie studierte Sprachen, lernte ihren ersten Mann kennen und kam nach Hamburg. Für eine Agentur in Hannover betreute sie die Streichquartette. Irgendwann wollte sie nicht mehr jeden Tag im Zug sitzen. „Ich wollte zwei Künstler vom Wohnzimmer aus managen.“ Schließlich kamen alle ihre Kunden mit. Da war ihr jüngster Sohn drei Monate alt, und sie wurde Unternehmerin. „Wer Karriere machen will, kann eben nicht nein sagen.“

Heute hat sie zwei Angestellte und zwei Praktikantinnen, arbeitet zehn bis zwölf Stunden am Tag und betreut 20 Künstler. Den Dirigenten, Orchestern und Streichquartetten besorgt sie Auftritte auf der ganzen Welt. Sie legt Orte und Termine so, dass sie ökonomisch Sinn machen, den Klienten aber nicht überstrapazieren. „Ich muss so planen, dass er drei Flugzeuge verpassen kann, ohne Stress zu haben.“

Aber selbst das ist kein hundertprozentiger Schutz: „Neulich kam morgens um 8 Uhr ein Anruf vom Flughafen in Tokyo: Hier sind Musiker, die haben kein Visum und kommen ins Gefängnis.“ Sonia Simmenauer hatte nur dreimal nachgefragt, ob mit den Visa alles klar sei. „In so einer Situation muss man Leute kennen.“ Muss sich zu einem Diplomaten vorarbeiten, der ein Herz für Musik hat. „Zwei Stunden vor dem Konzert hatten wir sie draußen.“

Die meisten Tourneepläne werden Jahre im Voraus erstellt, das Impresariat hält Kontakt mit Veranstaltern und sucht passende Veranstaltungskonzepte. Dabei „öffnen meine berühmten Künstler die Tür, die ich aufhalte für die jüngeren Musiker“, erklärt sie. Für einige von ihnen managt sie neben dem Kalender auch die Finanzen, Reisen und Schallplattenverträge. Eine Arbeit zwischen dem Hotelzimmer heute und der Japan-Tournee in drei Jahren.

Was Sonia Simmenauer macht, „lehrt nur das Leben“. Trotzdem bietet sie am Institut für Weiterbildung der Hochschule für Wirtschaft und Politik (HWP) im Schwerpunkt „Kulturmanagement“ ein Seminar zum „Berufsfeld: Künstler AgentIn“ an. Infos unter Tel.: 428 38-21 91.

Sonia Simmenauer verlost unter taz-Lesern einen Schnuppertag in ihrer Agentur. Interessenten sollten sich an die HWP wenden (e-mail: klopschh§hwp-hamburg.de) oder Rentzelstraße 7, 20146 Hamburg.

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