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Wärmedämmung – jetzt

Der Sommer ist die richtige Zeit, um für den nächsten Winter vorzusorgen. Wenn eine Renovierung der Fassade oder ein Dachgeschossausbau ansteht, sollte gleich der Wärmeschutz verbessert werden

In 80 Prozent des Gebäudebestandes entweicht zu viel Wärme durch Fenster, Wände und Decken. Unsere Häuser sind mitunter vergleichbar mit einer Teekanne auf dem Stövchen, deren Abkühlung durch ständiges Nachheizen ausgeglichen wird. Da hilft auch die modernste Heizanlage – gleichsam das „Turbo-Teelicht“ P nur begrenzt; sie reduziert die Verschwendung nur graduell. Immerhin entfällt in Deutschland gut ein Drittel des schädlichen CO2-Schadstoffausstoßes auf die Beheizung privater Haushalte. Allein durch eine gut ausgeführte Dämmung lassen sich Wärmeverluste wirksam reduzieren – das schont den Geldbeutel und die Umwelt.

Auch die Bundesregierung will mit der Reduzierung des CO2-Ausstoßes Ernst machen: Bis 2005 sollen etwa zehn Millionen Tonnen weniger CO2 die Atmosphäre belasten. Erreichen wollen dies die Gesetzgeber mit Hilfe einer Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und effiziente Anlagentechnik bei Gebäuden (Energieeinsparverordnung, EnEV). Für Neubauten soll der Niedrigenergiehaus-Standard künftig zur Regel werden. Aber die wesentlichen Energiesparpotenziale schlummern im Altbaubestand. Diese Reserve wird durch Nachrüstverpflichtungen und Anforderungen bei ohnehin erforderlichen Modernisierungsmaßnahmen mobilisiert. Steht zum Beispiel eine Reparatur des Daches an, dann ist gleichzeitig die Dämmung des alten Dachstuhls Pflicht.

Effiziente Energiesparmaßnahmen erfordern vom Planer und Handwerker häufig individuelle, technisch anspruchsvolle Dämmlösungen. Hier ist grundsätzlich der Fachmann gefragt – und die richtigen Dämmmaterialien. Um das richtige Konzept tobt seit Jahren ein Streit. Viele Hausbauer wurden verunsichert, weil den Dämmschichten nachgesagt wurde, sie würden die Sonnenwärme aussperren oder den notwendigen Luftaustausch behindern. Beides hat sich als Unsinn herausgestellt: Könnte die Sonne unsere Häuser durch die Mauern hindurch aufwärmen, bräuchten wir schließlich kein Öl oder Gas mehr zu verheizen. Nur gute Fenster bringen einen effektiven solaren Wärmegewinn. Und die Lüftung hat nichts mit der Qualität der Wände zu tun. Undicht dürfen weder gut noch schlecht gedämmte Wände sein.

Stellt sich die Frage nach dem Material. Sind übliche synthetische Dämmstoffe aus Hartschaum wie Polystyrol, Glas- oder Steinwollfasern besser als die natürlichen Dämmstoffe? Der Verband der alternativen „Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen“ vertritt ein Dutzend Firmen, die unterschiedliche Natur-Dämmstoffe anbieten: aus Holz, Flachs, Hanf oder Baumwolle. Diese Fasern dämmen ebenso gut wie Glaswolle und bringen weitere Vorteile: besseren sommerlichen Wärmeschutz, bessere Feuchte-Ausgleichsfähigkeit, bessere Öko-Bilanz. Doch sie kosten erheblich mehr als konventionelle Dämmungen, und sie sind genauso fehleranfällig bei der manuellen Verarbeitung. Marktführer unter den Alternativen und auf dem Weg zu ernsthaften Absatzmengen ist eigentlich nur die Dämmwolle aus Zeitungspapier.

Gerade wenn es um die Dämmung komplizierter Dach- und Wandkonstruktionen geht, bietet die Zellulosedämmung (Marktführer: „isofloc“) klare Vorteile. Das Material wird auf der Baustelle mit Blasmaschinen gefördert, in vorhandene Hohlräume gefüllt und gleichzeitig verdichtet. Auf Grund dieser Einblastechnik kann jeder Winkel in einer Dachkonstruktion ohne aufwändige bauliche Maßnahmen fugenlos gedämmt werden. Ziegel oder Innenverkleidung muss man in der Regel nicht entfernen. Doch nicht nur die Heizkosten sinken spürbar – und damit der CO2-Ausstoß –, auch das Wohnklima im Sommer wird deutlich besser: Aufgeheizte Dachräume gehören der Vergangenheit an.

Selbst Fachleute unterschätzen häufig, welche Fehler auf Grund mangelnder Kenntnis bauphysikalischer Zusammenhänge gemacht werden. Schwer zugängliche Bauteile bleiben dann beispielsweise oft ungedämmt. Bedingt durch kältere Temperaturen an diesen ungedämmten Stellen kann es zu Tauwasserausfall in der Konstruktion kommen, was langfristig zu Schäden führt.

Eine Verbesserung des Wärmeschutzes lohnt sich immer, und die Investition in die Dämmung des Daches amortisiert sich allein durch die Einsparung bei den Heizkosten meistens in vier bis fünf Jahren. Die Rentabilität ist so sicher wie der nächste Winter. Der ökologische Nutzen wird ganz nebenbei erzielt: Jede gesparte Kilowattstunde vermeidet 250 bis 300 Gramm des für das Klima schädlichen Kohlendioxids – ganz abgesehen von spürbar besserem Wohnkomfort und der Wertsteigerung der Immobilie. ANNE FINGERLING

Zusätzliche finanzielle Anreize für viele Baufamilien schafft das neue CO2-Gebäudesanierungsprogramm der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Mit einem Volumen von rund zehn Milliarden Mark zinsverbilligter KfW-Kredite sollen vor allem komplette Modernisierungspakete gefördert werden. Service-Nummer der Kreditanstalt: (0 18 01) 33 55 77

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