: Wo Liebe hinfällt – und wann
von BARBARA DRIBBUSCH
Altbundespräsident Roman Herzog will wieder heiraten – und zwar die Freundin seiner verstorbenen Frau, die 60-jährige Alexandra von Berlichingen. Damit gehört der 67-jährige Herzog zu den wenigen Männern, die sich im höheren Alter noch neu binden. Unter Frauen sind späte Eheschließungen noch seltener: Es sind aus biologischen Gründen schlichtweg zu wenig passende Männer vorhanden, die meisten bevorzugen außerdem jüngere Frauen.
Nur jede vierzigste Ehe wird von einem Mann im Alter zwischen sechzig und siebzig Jahren geschlossen, nur jeder dritte dieser frisch gebackenen Ehemänner wählt eine Frau, die älter als sechzig Jahre ist.
Doch viele Ältere finden ein spätes Glück, auch ohne gleich vor den Traualtar zu treten. „Die nichteheliche Lebensgemeinschaft ist ein Schlager unter den Älteren“, sagt Sozialforscher Christian Alt vom Deutschen Jugendinstitut in München. Späte Liebschaften enden oft nicht vor dem Traualtar, weil Witwen und Geschiedene nicht ihre Renten- oder Versorgungsansprüche mindern wollen.
Das Glück einer späten Liebe ist oft das vorläufige Happy-End eines wechselhaften Beziehungslebens. Dabei sind die Rollen von Männern und Frauen lebenslang ungleich verteilt. „Es gibt zu viele hoch qualifizierte Frauen, die keinen finden, und zu viele niedrig qualifizierte Männer, die keine haben will“, fasst Sozialforscher Alt die Problematik zusammen.
In der Tat hat die Bildungsexpansion immer mehr höher qualifzierte Frauen hervorgebracht – doch die wünschen sich laut Studien Männer, die mindestens gleich alt oder älter sind und dem eigenen Bildungsstand entsprechen. Daran herrscht Mangel, denn die Qualifikation der Männer ist nicht im gleichen Maße gestiegen wie die der Frauen, sagt Sozialforscher Alt.
Außerdem gibt es ein Rollenproblem auch für die Männer: „Männer sind von der Sozialisation her auf die Rolle des Ernährers festgelegt und haben daher ein Problem, wenn die Frau die wirtschaftlich Stärkere ist“, erklärt Alt. Umfragen haben ergaben, dass die Partner in nichtehelichen Lebensgemeinschaften, in denen die Frau wirtschaftlich stärker ist, eher dazu tendieren, nicht zu heiraten, selbst wenn ein Kind da ist. Weil qualifizierte Frauen oft keine passenden Männer finden und außerdem länger leben als Männer, müssen sie eher lernen, auch mit partnerlosen Zeiten klarzukommen. Unter den geschiedenen Müttern findet in den ersten sechs Jahren nach der Scheidung ein Drittel keinen festen Partner, bei den Männern bleibt nur ein Sechstel ohne neue Beziehung.
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