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Flatternde Regenbogen

Startschuss für die schwullesbischen Feierwochen: Die ersten Fahnen sind gehisst

In Zeitlupentempo und mit Eierlikörchen in der Hand hissten Ex-Gesundheitsministerin Andrea Fischer und Stadträtin Elisabeth Ziemer (beide Bündnis 90/Die Grünen) gestern die ersten Regenbogenfahnen in Berlin vor dem Rathaus in Schöneberg. Das bunte Zeichen schwullesbischer Solidarität soll in diesem Jahr auch erstmalig vor dem Roten Rathaus wehen. „Eigentlich hat Klaus Wowereit für uns die Flagge bereits am Sonntag gehisst“, sagte Gerhard Hoffmann, Vorsitzender des Regenbogenfonds der schwulen Wirte. Wowereit, SPD Spitzenpolitiker und künftiger Regierender Bürgermeister Berlins, hat sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt.

Bereits zum neunten Mal initiiert der Verein das schwullesbische Stadtfest am Nollendorfplatz, dass am kommenden Wochenende unter dem Motto „Vielfalt in Sicht“ auch in diesem Jahr mehr als 350.000 BesucherInnen erwartet. Andrea Fischer hat die Schirmherrschaft des regenbogenfarbenen Stadtfestes übernommen. „Höchste Zeit, dass die Verklemmtheit und Dumpfheit ein Ende hat“, sagte Fischer und forderte das Outing all jener Spitzenpolitiker, „von denen wir sowieso schon wissen, dass sie homosexuell sind“. Ziemer, die ehemalige Bürgermeisterin Schönebergs und gleichzeitig Ehrenschirmfrau des Stadtfestes, nutzte die Gelegenheit, um die zum August in Kraft tretende eingetragene Lebenspartnerschaft zu kritisieren. „Die jetzige Form ist Diskriminierung im Detail“, sagte sie. So hätten Lesben und Schwule mit eingetragener Partnerschaft beispielsweise weiterhin kein Recht auf Änderung ihres Familienstandes, und statt des Standesamtsiegels erhielten sie auch lediglich den Bezirksamtsstempel.

Streitbare Themen haben am Wochenende auf dem Prominenten-Talk des Stadtfestes, dem „Wilden Sofa“, Platz. Am Samstag wird ab 15 Uhr Bezirksbürgermeister Dieter Hapel (CDU) mit CSD-Geschäftsführer Michael Schmidt auf der Hauptbühne zusammentreffen. Für Sonntag zur gleichen Uhrzeit hat sich Gregor Gysi (PDS) mit dem schwulen Künstler Martin Ostrowski verabredet. Außerdem gibt’s Musik, Performance und Stände von rund 220 Selbsthilfegruppen und Initiativen.

Zum fünften Mal vergibt der Regenbogenfonds den Rainbow Award, eine Auszeichnung für schwullesbisches Engagement. In diesem Jahr wird ihn Volker Beck (Bündnis 90/Die Grünen) für seinen Einsatz bei der Durchsetzung des Gleichstellungsgesetzes von homosexuellen Partnerschaften erhalten.KATRIN CHOLOTTA

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