Allzeit bereit, Geschichte zu schreiben

Seriensieger Tiger Woods war trotz schlechten Beginns bei den US Open der Profigolfer nicht bereit aufzugeben. Diesmal aber hatte es der Kalifornier besonders schwer, schließlich lag er vor der letzten Runde neun Schläge zurück

TULSA dpa/taz ■ Trotz eines Rückstands von neun Schlägen hatte Golf-Superstar Eldrick Tiger Woods bei den 101. US Open in Tulsa den Glauben an seine Titelverteidigung nicht verloren und kündigte für die Finalrunde (nach Redaktionsschluss) den Kontrahenten einen heißen Kampf an. „Jeder, der zehn Schläge hinter den Führenden liegt, kann noch siegen. Mich abzuschreiben, wäre unklug“, unterstrich der 25-jährige Masters-Sieger von Augusta seine Ambitionen auf den zweiten Major-Titel des Jahres. Schließlich hatte er schon häufig hoffnungslos scheinende Rückstände aufgeholt.

Nach einer 69er-Runde am Samstag lag der Weltranglisten-Erste mit 214 Schlägen auf dem 23. Platz. Gemeinsame Spitzenreiter waren nach der dritten Runde Stewart Cink (USA) und Retief Goosen (Südafrika). Das Duo führte mit 205 Schlägen das Feld bei dem mit 11,34 Millionen Mark dotierten Wettbewerb an. Den größten Rückstand in der US-Open-Historie hat Legende Arnold Palmer wettgemacht, als er 1960 sieben Schläge aufholte. Dass auch zehn Schläge am Schlusstag bei einem Major-Turnier gutzumachen sind, hatte der Schotte Paul Lawrie 1999 bei seinem sensationellen British-Open-Triumph bewiesen.

Nach Woods’ Rechnung hätte sogar Bernhard Langer auf dem „Par 70“-Kurs des Southern Hills Country Clubs noch um den mit 2,04 Millionen Mark ausgelobten Sieg spielen können. Als 31. lag er mit 215 Schlägen genau auf der von Woods genannten Differenz hinter dem Führungsduo. Der 43-jährige Anhausener glaubte allerdings nicht mehr an seinen ersten Triumph beim angeblich schwierigsten Golfturnier der Welt. Die Ausgangsposition sei hoffnungslos. Langer hätte sich am Samstag bei schweißtreibenden Temperaturen von über 35 Grad am zweiten, fünften und elften Loch keinen Bogey leisten dürfen. Mit zwei Birdies am 13. und 18. Loch holte sich der Schwabe aber wenigstens Selbstvertrauen für die Schlussrunde zurück.

Vor den letzten 18 Löchern war Dramatik pur angesagt. Die ersten sechs Profis trennten nur zwei Schläge. Gemeinsame Dritte mit je 206 Schlägen waren die Amerikaner Rocco Mediate und Mark Brooks sowie der 20-jährige Sergio Garcia (Spanien). Linkshänder Phil Mickelson (USA) folgte mit 207 Schlägen. Der haushohe Favorit Woods, auf dessen erneuten Sieg die Wettbüros die unsinnige Quote von 1:1 boten und somit jeder Einsatz überflüssig war, hatte schon am Samstag versucht, mit höchstem Risiko das Blatt zu seinen Gunsten zu wenden. Dabei fehlte ihm das notwendige Quäntchen Glück beim Putten. Sein angriffslustiges Spiel dokumentierte sich in vier Birdies und drei Bogeys. Bei sechs weiteren Birdie-Versuchen kullerte der Ball um Millimeter vorbei. Woods hoffnungsvoll: „Wenn solche Bälle reingehen, kann alles passieren.“