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Held von der Elbe

Der Konsenskandidat Roßberg gilt als eloquent und sachkundig

„Roßberg kann’s“ – so lautete der Wahlslogan der Dresdner Unterstützerinitiative von Ingolf Roßberg. Während die CDU das als Selbstermutigung der Zweifler auslegte, sind schon seit Anfang der Neunzigerjahre Beobachter des Dresdner Rathauses der gleichen Meinung. Der 1961 in Dresden geborene Roßberg wechselte 1990 direkt aus seinem Forschungsstudium als Verkehrsingenieur ins Stadtentwicklungsdezernat der sächsischen Landeshauptstadt. Kommunalpolitische Erfahrung hatte er schon zwei Jahre zuvor als Stadtverordneter der damaligen Liberal-Demokratischen Partei gesammelt. Mit etwas bösem Willen ließe sich der eloquente Vierzigjährige somit als Blockflöten-Altlast abstempeln, hätte er sich nicht in der Folgezeit als unabhängig und tatsächlich liberal erwiesen – bis hin zum Konflikt mit seiner eigenen Partei, der FDP. Folgerichtig lautet der Grundsatz für seine Amtszeit nun „Zuerst Dresden und erst danach Parteipolitik“.

Während ihn CDU-Oberbürgermeister Herbert Wagner in der ersten Legislaturperiode nach der Wende als Verhinderer und „Meuterer“ hinstellte, erwiesen sich sein Verkehrs- und Stadtentwicklungskonzept und das Planungsleitbild Innenstadt trotz mancher Deformation bis heute als tragfähig.

Roßbergs Kompetenz in Stadtentwicklungsfragen bewog auch die CDU der Nachbarstadt Radebeul, ihn 1994 als ersten Beigeordneten abzuwerben. In dieser Zeit soll der jugendliche Held sogar für einen FDP-Ministerposten im Kabinett Kohl im Gespräch gewesen sein.

Roßberg, verheirateter Vater dreier Kinder, ging im letzten Jahr als oberster Stadtentwickler nach Wuppertal. Er ist damit der erste Ostler, der es auf den Dezernentensessel einer westdeutschen Großstadt schaffte. Erst Mitte Februar dieses Jahres ließ er sich dann nach anfänglichem Zögern als Kandidat der Bürgerinitiative „OB für Dresden“ als Oberbürgermeister-Kandidat in Sachsens zweitgrößter Stadt nominieren.

MICHAEL BARTSCH

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