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Kaum ist Angelina Jolie bei uns als Lara Croft losgebrettert, da häufen sich doch prompt die Meldungen weiterer Kulturmodule, die vom einen Medium ins andere tingeln: Nicholas Cage soll die Hauptrolle in einer geplanten Verfilmung der Comic-Reihe „Ghostrider“ spielen. Cage soll den Motorrad-Stuntman Johnny Blaze mimen, der seine Seele an den Teufel verkauft, um das Leben seiner Freundin zu retten. Als der Pakt mit dem Teufel schief geht, verwandelt er sich in einen gefährlichen Dämon, der Jagd auf Bösewichte macht. Bei dieser Janusköpfigkeit fühlen wir uns doch prompt an Cages Rolle in John Woos „Face Off“ erinnert. Perfekte Überleitung: Auch Woo, Hollywoods mit Abstand erfolgreichster Hongkong-Import, plant nach „Mission: Impossible 2“ einen Film über Comic-Helden. Seine „Teenage Mutant Ninja Turtles“ sollen komplett am Computer realisiert werden und 40 bis 60 Millionen Dollar kosten.

Mit der Verjüngung der Themen scheint Hollywood voll im Trend zu liegen. Nach der neuesten soziodemografischen Untersuchung der deutschen Filmförderungsanstalt wachsen nämlich die geburtenstarken Jahrgänge der Sechzigerjahre aus dem klassischen Kinoalter heraus. Dafür werden die Twens zur wichtigen neuen Zielgruppe: Die intensivsten Kinogänger sind derzeit die 16- bis 29-Jährigen. Junge Bundesbürger zwischen 20 und 24 Jahren gehen pro Jahr sogar achtmal ins Kino. Was das Image des Mediums betrifft, sagen 63 % der Bundesbürger: „Kino macht gute Laune“ und 81 % finden es gut, „wenn der Ton dabei von allen Seiten kommt. Genau 65 % sagen: „Die Kinos haben tolle Sessel, in denen man es gut zwei Stunden aushalten kann.“ Skandalöserweise sagen aber auch 28 %, dass die Toiletten im Kino nicht sauber genug sind. Als absolut liebstes Genre liegen Komödien weit vorne, dicht gefolgt von den Liebeskomödien. Ganz hinten steht der Kriegsfilm, was den Erfolg von „Pearl Harbor“ in durchaus geheimnisvollem Licht erscheinen lässt. Und was verlangen die Befragten von einem Film? 1. dass er interessante Themen haben soll. 2. gute Musik. 3. das er witzig ist und viel Spaß macht. 4. die Stimmung hebt. 5. dass er vor allem spannend ist. 6. schöne Bilder haben soll. Nur eine winzige Minderheit (4 %) will außerdem, dass das Kino möglichst spirituell ist. Natürlich haben wir hier in der Redaktion dann sofort die Sektkorken knallen lassen, als wir zutiefst beglückt lesen durften, dass immerhin 60 % aller Bundesbürger den Anstoß zum Kinobesuch „meistens, immer oder manchmal aus Besprechungen und Kritiken in Zeitungen bekommen“.

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