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Menschen dritter Klasse

■ Flüchtlingsbeauftragter übt scharfe Kritik an Kieler Asylpolitik

Schleswig-Holstein ist nach Ansicht des Flüchtlingsbeauftragten Helmut Frenz bundesweites Schlusslicht bei der Unterbringung von Flüchtlingen. Die Asylsuchenden leben zum Teil unter „katastrophalen Zuständen“, sagte Frenz gestern zur Vorlage seines ersten Tätigkeitsberichts in Kiel. „Asylbewerber werden in Schleswig-Holstein als Menschen dritter Klasse behandelt“, sagte Frenz. Die zuständigen Kommunen seien an dem Thema völlig desinteressiert und würden jede Debatte zu dem Thema verweigern. „Es wird nur gefragt, ob es etwas kostet. Dann ist das Thema erledigt“, sagte der Beauftragte.

Nach seinen Angaben müssen Familien oft auf engstem Raum zusammenleben. „In Tangstedt (Kreis Pinneberg) wurden drei Leute in einem zehn Quadratmeter großen Container zusammengepfercht. Darin waren ein Schrank, ein Tisch eine Kochzeile und ein paar Stühle, die wegen der Enge nicht an den Tisch passten.“ Ähnliche Fälle habe es in Lauenburg und auf der Nordseeinsel Föhr gegeben. Die in Schleswig-Holstein fehlenden Mindeststandards seien „ein ganz dunkler Fleck“ auf der Weste des Landes, kommentierte Frenz.

Der Flüchtlingsbeauftragte forderte in seinem Bericht für alle Deutsche Schulungen in „interkultureller Kompetenz“. Gerade Lehrer, Polizisten und Behördenmitarbeiter müssten in dieser Hinsicht viel lernen.Der Bericht umfasst den Zeitraum von Februar 1999 bis Februar 2001. lno

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