: Kühne Aufklärer
betr.: „Selbsthilfe für Exkriminelle“ (Die PDS ist keine normale Partei), von Martin Jander, taz vom 29. 6. 01
Gestern war zwanzig Jahre Flüchtlingsrat, auch Petra Pau war dabei. Auszüge aus ihrem Papier zur Einwanderung, das die Grenzen nicht mehr für alle öffnen soll, haben ihr wohl die Stimme verschlagen. Wehe, sie hätte gesprochen, wir hätten sie ausgepfiffen.
Innerhalb der PDS kann man von einer ML-Bourgeoisie sprechen, die konservativ ist (20 Prozent würden eine rechtsradikale Partei wählen, ähnlich ist es bei der CDU/CSU). Und die Parteivorsitzende Gabi Zimmer schwärmt in postnationalen Zeiten von nationaler Identität.
Eine der Ursachen der Kulturrevoltuion in China war die Unbeweglichkeit des Parteiapparates. In der jetzt dritten Generation der SED-PDS haben sich Rituale, Subsysteme eingeschlichen; inklusive sentimentaler Heimatkulte trifft sie sich mit nicht- (konter-)revolutionären Traditionen in Deutschland und den „Heimat“vertriebenen. Sie ist nicht mehr nur revisionistisch, sondern reaktionär. PETER STAIMMER, Berlin
Die PDS – eine „Regionalbewegung von Unrechts-Aufarbeitungssaboteuren“, „Täter eines der menschenrechtsfeindlichen Regime Osteuropas“, „Ansammlung politisch gescheiterter, verwirrter alter Männer“, „Selbsthilfeverein ehemaliger politischer Krimineller“, „Wölfe im Schafspelz“, im Osten gewählt von „den vielen Lehrern, Gewerkschaftern, Polizisten, Ärzten, kurz dem weiterwurstelnden Personal der untergegangenen arbeitsteiligen Diktatur“.
[...] Artikel dieser Art, wie man sie jetzt auch wieder täglich in Bild lesen kann, scheinen 22 Prozent der Berliner (dimap) und 6 Prozent (Allensbach) bis 8 Prozent (Forsa) der Bundesbürger nicht davor zurückschrecken zu lassen, die PDS zu wählen. Die Mehrheit der Berliner gar würde Gysi als Regierenden direkt wählen. Wäre auch mal eine Analyse wert. Für Jander ist das wahrscheinlich „Unterstützung einer kriminellen Vereinigung“. [...] Lothar Loewe – übrigens auch exzellent in Sachen PDS-Analyse – hatte mit seiner kürzlichen Warnung in Bild schon Recht: „Berliner seid wachsam!“ Auch bei Beiträgen in der taz.
MICHAEL GLASS, Bonn
Lieber Herr Jander, solche kühnen Aufklärer wie Sie haben uns leider in der DDR gefehlt. So hat diese dann auch bis 1989 existiert. Aber für die erlittene Schmach werden wir nun durch analytische und differenzierende Artikel wie den Ihren vollauf entschädigt. Vielen Dank. THOMAS LEIPOLD, Adorf
[...] Wir leben zwar im gesetzlich legitimierten „Recht des Stärkeren“, trotzdem bleibt unsere schizophrene (Un-)Art des „Zusammenlebens“ nicht nur menschenunwürdig, sondern weiterhin ansteigend kriminell gegen die Menschlichkeit. Es hat noch keine Partei die menschliche Geschichte aufgearbeitet.
HORST OSTENDORF, Bremen
[...] Es ist absolut lächerlich, zu behaupten, eine Partei wie die PDS würde ihre Vergangenheit nicht aufarbeiten. Ohne eine solche Aufarbeitung wäre es doch gar nicht möglich, heute noch Politik zu machen. Außerdem darf man nicht vergessen, dass beispielsweise die CDU ihre Vergangenheit nicht aufgearbeitet hat. Ganz zu schweigen von vielen großen Firmen, die sich heute noch vor Zahlungen an ihre damaligen Zwangsarbeiter drücken. Das ist verfehlte bzw. nicht vorhandene Aufarbeitung! [...]
ANDREAS HOLZ, Ahlen
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